Tagung und Mitgliederversammlung 2013: Neuer Vorstand gewählt, vielseitiges Vortragsprogramm
Turnusgemäß traf sich am 19. Oktober die VdS zu ihrer Mitgliederversammlung eingerahmt durch ein Tagungsprogramm. Zu Gast war man diesmal in Osnabrück in den Räumen des Museums am Schölerberg, dessen Planetariumsleiter Andreas Hänel vielen als Leiter der VdS-Fachruppe Dark Sky bekannt sein wird. Und so bildete das Thema Lichtverschmutzung auch einen thematischen Schwerpunkt.
Auf der Tagesordnung des formalen Teils der Mitgliederversammlung standen auch die Neuwahlen des Vorstandes. Als Vorsitzender im Amt bestätigt wurde Otto Guthier. Schatzmeister Thomas Kessler wurde ebenfalls wiedergewählt. Einen Wechsel gab es beim Amt des Schriftführers. Hier übernahm Siegfried Bergthal das Amt von Sven Melchert, der dem Vorstand weiterhin als Beisitzer angehören wird. Als Beisitzer bestätigt wurden Astrid Gallus und Alexander Weis. Neu in den Reihen der Beisitzer ist Torsten Güths.
Nicht mehr im Vorstand sind Dietmar Bannuscher und Jost Jahn, beide werden sich aber weiterhin in die Arbeit der VdS einbringen. Von der Möglichkeit der Kooptierung von Mitgliedern für besondere Aufgabenbereiche plant der Vorstand wieder Gebrauch zu machen und wird hierzu entsprechende Beschlüsse fassen. Nicht mehr für eine Kooptierung zur Verfügung stehen wird Christoph Prall, der lange Jahre die Website der VdS als Webmaster betreut hat und nun aus beruflichen Gründen aus dem Team ausscheidet, das deshalb neu um Alexander Weis aufgestellt werden wird.
Dem neuen Vorstand mit ins Buch geschrieben hat die Mitgliederversammlung den Auftrag zum Verfassen einer Petition gegen Lichtverschmutzung, Teil einer thematisch vielfältigen Diskussion im Rahmen der Versammlung. Die formalen Punkte wie die Berichte, der Wirtschaftsplan und die Kassenprüfung waren im Vorfeld vorgetragen und von der Versammlung wo erforderlich genehmigt worden, sodass die Entlastung des bisherigen Vorstandes am Ende einstimmig erfolgen konnte.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde der "Deutsche Preis für Astronomie" von der VdS an den Tübinger Astronomen und Physiker Professor Dr. Hanns Ruder verliehen. Der Preisträger, der leider den Preis nicht persönlich entgegennehmen konnte, wird damit für seine Verdienste um die Popularisierung der Astronomie und der Relativitätstheorie geehrt
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde der "Deutsche Preis für Astronomie" von der VdS an den Tübinger Astronomen und Physiker Professor Dr. Hanns Ruder verliehen. Der Preisträger, der leider den Preis nicht persönlich entgegennehmen konnte, wird damit für seine Verdienste um die Popularisierung der Astronomie und der Relativitätstheorie geehrt
Im Vorfeld der Mitgliederversammlung wurde auch in diesem Jahr ein vielseitiges Tagungsprogramm angeboten. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Otto Guthier rückte Andreas Hänel die Lichtverschmutzung in den Mittelpunkt seines Vortrages. Fakten sind Grundlage für eine gute Argumentation und so stellte er die Ergebnisse der Himmelshelligkeit vor und stellte Orte in Deutschland und andernorts heraus, an denen es messbar noch wirklich dunkel ist. Diese Orte zu erfassen und zu schützen ist eines der Anliegen der Fachgruppe. Wie vielseitig die Aktivitäten der Fachgruppe sind wurde ebenfalls klar und die anschließende Diskussion zeigte, dass das Thema fast alle bewegt.
Komet ISON ist das astronomische Thema zum Jahresabschluss und Daniel Fischer wagte sich an die aktuelle Prognosen zur Erscheinung, denn einzig sicher sei die Bahn – nicht ohne Seitenhiebe auf einige Meldungen in den Medien, die völlig falsche Erwartungen wecken. Die Faktenlage sieht den Kometen in der erwarteten Entwicklung, das hoffentlich spektakuläre, wenn auch wohl sehr spitze Maximum der Erscheinung wird aber nur von kurzer Dauer rund um den Perihel am 28. November sein. Fischer ist Mitautor zu einer im Oculum-Verlag erschiedenen Publikation zum Kometen, deren Inhalte auch Online unter http://www.oculum.de/sites/kometison/index.asp einzusehen sind. Die VdS bietet auf einer Sonderseite zum Kometen ebenfalls laufend aktuelle Informationen und Hintergründe an.
Viel Diskussion und Bewegung gab es in der vergangenen Zeit um die Zukunft des Observatoriums auf dem Hohen List in der Vulkaneifel. Michael Geffert gab einen Abriss über die Geschichte der Einrichtung und einige ihrer prominenten Nutzer. Zwar ist die Einrichtung nun offiziell geschlossen worden, weil die Bonner Universität keine weitere Verwendungsmöglichkeit sah. Das Observatorium ist aber im September 2013 unter Denkmalschutz gestellt worden, was dem befürchteten Ausverkauf und Abriss nun einen Riegel vorgeschoben hat und einer Konzeption für die zukünftige Nutzung von Einrichtung und Instrumenten die noch notwendige Zeit verschafft. Auch die VdS hat Interesse angemeldet, zumindest für einen Teil der Einrichtung eine sinnvolle Nutzung beizusteuern.
Daniel Spitzer berichtete vom Selbstbau seines 60-cm-Dobson-Teleskops, eine komplett individuelle Fertigung, vom Spiegelschleifen über die Spiegelhalterung und die sonstige Teleskop-Hardware. Bilder von den Konstruktionsschritten und Software zur Berechnung und Prüfung veranschaulichten die beschriebenen Schritte. Vom zwischenzeitlichen Frust bei Problemen wusste der Referent aber ebenso zu berichten. Hier war der Austausch mit Gleichgesinnten über einschlägige Foren wichtig, denn der Erfahrungsaustausch ist bei solchen Vorhaben ebenso notwendig wie der eigene Antrieb und das Weiterentwickeln durch eigene Ideen. Zeichnungen, welche die ersten Beobachtungen dokumentieren, offenbarten das Potenzial des im Rahmen dieses Selbstbauprojekts entstandenen Instruments.
Torsten Güths griff nach der Mittagspause das Thema Lichtverschmutzung noch einmal auf und gab Einblick in Aktivitäten und Argumentationen, die jedem Sternfreund als gute Grundlage dienen können, selbst tätig zu werden. So gab es nicht nur Bilder schwerwiegender Fälle von Lichtverschmutzung zu sehen sondern anhand anschaulicher Vergleichsbilder auch Beispiele, wie mit auf dem Markt erhältlichen, abgeschirmten Leuchten deutliche Verringerungen der unerwünschten Abstrahlung nach oben zu erzielen sind.
Die Halbschatten-Mondfinsternis am Vorabend gab einen aktuellen Anlass für den Vortrag von Walter Oberschelp. Mit dem Weber-Fechner-Gesetz, das im Grund besagt,dass der Mensch optische Reize logarithmisch wahrnimmt, erklärte er anschaulich die Tatsache, warum etwa eine Halbschatten-Mondfinsternis mit dem Auge kaum wahrzunehmen ist . Auch der visuelle Eindruck des Helligkeitsverlaufs bei einer totalen Mond- oder Sonnenfinsternis will so gar nicht zu Fotografien oder Messungen passen. Fotografien dieser Ereignisse zeigen Dinge, die der visuelle Beobachter so nicht gesehen hat. Sehr versiert gelang es dem Referenten, Messungen und Eindrücke zu verbinden und der zugrunde liegenden Logarithmus-Funktion durch konsequent praktische Betrachtung den schulischen Schrecken zu nehmen.
Daniel Sablowski hat sein Hobby Spektroskopie zum Beruf gemacht. Der Mitarbeiter des Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) stellte Spektroskopische Techniken und Methoden vor vom einfachen Gitter bis zum raumgroßen Gerät zur Auswertung des Lichts ferner Sterne und Galaxien. Je nach Aufwand und zur Verfügung stehender Auflösung der Spektren können etwa auch Sonnenflecken auf fernen Sternen erfasst und studiert werden. Ganz nebenbei war auf den Folien immer mal wieder das ein oder andere Gerät zu sehen, bei dem der Referent die Nebenbemerkung dass er das selbst gebaut habe fallen ließ. Die tiefe Verbundenheit mit dem Thema war dem fundierten und umfassenden Vortrag des Referenten anzumerken.
Von Fakten und Geräten zu Ergebnissen, die durch ihre pure Ästhetik beeindrucken, ist es nur in der Astronomie kein Bruch. "Sternstunden – Landschaften im Rhythmus des Kosmos" hatte Bernd Pröschold aus Köln (www.sternstunden.net) seinen Vortrag überschrieben. Der TWAN-Fotograf beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Erstellung von Zeitraffer-Videos des Sternenhimmels und hat dabei eine Meisterschaft erreicht, die einen stimmungsvollen und faszinierenden Abschluss des Vortragsteils vor dem Übergang zur Mitgliederversammlung bot.
Zum Abschluss des Tages ging der Dank an das Team um Andreas Hänel, die mit einer hervorragenden Organisation zum Gelingen der Tagung beigetragen haben. Die Möglichkeit, den Kometen ISON zu beobachten, nutzen dann noch viele Gäste im Rahmen des gemütichen Beisammenseins – wenn auch "nur" in den Räumen des Planetariums Osnabrück, das dem Museum angegliedert ist.