Statement der VdS zur Satellitenkonstellation „Starlink“

12. Mai 2020 - Dominik Elsässer

Starlink-Satelliten ziehen wie eine Perlenkette über den Himmel und stören die Arbeiten von Astronomen.

Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. und ihre Mitgliedssternwarten  haben in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von teils besorgten Anfragen von Sternfreundinnen und Sternfreunden, aber auch aus der allgemeinen Bevölkerung erhalten. Hintergrund sind die Satelliten der vom US-Raumfahrtunternehmen SpaceX in Angriff genommenen Satellitenkonstellation „Starlink“, die seit dem 24. Mai 2019 durch mehrere Starts in eine Erdumlaufbahn gebracht wurden.

SpaceX will mit Starlink eine satellitenbasierte Infrastruktur für Hochgeschwindigkeits-Internetanbindungen weltweit bereitstellen. Hierfür sind im endgültigen Ausbau der Konstellation etwa 12.000 Satelliten vorgesehen, was die Zahl aller sich zur Zeit in der Erdumlaufbahn befindlichen Satelliten bei weitem übersteigt. Die VdS ist sich der Bedeutung des Internets und der Entwicklungschancen durch die Anbindung auch weniger privilegierter Regionen der Erde bewusst. Gleichwohl birgt der anstehende gewaltige Zuwachs an künstlichen Satelliten in der Erdumlaufbahn auch Risiken, mit denen verantwortungsvoll umgegangen werden muss.

Für die VdS ist als bundesweitem Interessenverband der Amateurastronominnen und Amateurastronomen in Deutschland der Schutz des Anblicks des gestirnten Himmels als einzigartigem Kulturerbe der Menschheit ein zentrales Anliegen. Das Erleben dieses Naturwunders ist bereits jetzt in großen Teilen der Erde in höchstem Maße durch ineffiziente und übermäßige künstliche Beleuchtung stark beeinträchtigt und wird durch die Vielzahl an zu erwartenden neuen künstlichen Satelliten auch in bislang von der Lichtverschmutzung weitgehend unbehelligten Regionen der Erde irreparablen Schaden erleiden. Bereits vor dem Start der ersten Starlink-Satelliten waren am Nachthimmel unzählige künstliche Satelliten beobachtbar. Mit zehntausenden zusätzlichen Objekten in der Erdumlaufbahn ist es kein unrealistisches Szenario mehr, dass am Nachthimmel mehr über das Firmament ziehende Satelliten als Sterne zu sehen sind.

Dies könnte unser Bild des Nachthimmels, der die Menschheit seit Anbeginn begleitet, für immer verändern. Zudem werden die Beiträge von Amateurastronominnen und Amateurastronomen zur Erforschung des Universums ähnlich wie die der Kolleginnen und Kollegen aus der professionellen Astronomie beeinträchtigt. Zu nennen sind hier beispielsweise Zeitreihen von Helligkeitsmessungen lichtschwacher oder ausgedehnter Objekte oder die Verfolgung von Kleinkörpern im Sonnensystem. Auch fotografische Aufnahmen von Himmelsobjekten, die seit jeher die Faszination der Astronomie in die Bevölkerung tragen und einen Beitrag zur Allgemeinbildung leisten, sind betroffen.

Die VdS befasst sich im Rahmen der Arbeit des gesamten Vereins auf allen Ebenen und insbesondere in ihrer Fachgruppe Dark Sky mit dem Schutz des nächtlichen Sternhimmels. Aus diesem Grunde möchten wir unsere Besorgnis zum Ausdruck bringen und nochmals dazu aufrufen, beim zukünftigen Ausbau von Satellitenkonstellationen wie Starlink den Schutz des Nachthimmels als menschliches Kulturgut zu gewährleisten und durch Aufnahme eines Dialoges die Belange von Amateur- wie Profiastronomie miteinzubeziehen.

Videoaufnahme der am 22. April 2020 gestarteten Starlink-Satelliten: https://vimeo.com/411567837