Seltenes Himmelsschauspiel: Sonnenfinsternis am 10. Juni 2021

13. Mai 2021 - Sven Melchert

Am Donnerstag, den 10. Juni, zieht der Mond zur Mittagszeit vor der Sonnenscheibe vorbei – es findet eine Sonnenfinsternis statt. Das Ereignis dauert rund zwei Stunden und kann bei klarem Himmel in Deutschland und anderen Ländern gesehen werden. Da Veranstaltungen mit vielen Menschen zurzeit schwierig sind, wird die Finsternis von der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien und der Vereinigung der Sternfreunde per moderiertem Livestream im Internet übertragen.

Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist über Mitteleuropa wieder eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Der Mond wird am 10. Juni in Norddeutschland rund 20 Prozent der Sonnenscheibe bedecken, in Süddeutschland sind es nur sechs Prozent, in Österreich und der Schweiz noch etwas weniger. Der Mondschatten läuft von West nach Ost, daher beginnt die Finsternis in Aachen bereits um 11:21 Uhr, in Braunschweig um 11:30 Uhr und in Frankfurt/Oder erst um 11:40 Uhr. Eine Stunde nach Beginn tritt die maximale Bedeckung ein, eine weitere Stunde später geht die Finsternis zu Ende.

Aufnahme der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März 2015. Foto: Sven Melchert.

Beste Bedingungen zur Mittagspause

Das Maximum der Sonnenfinsternis findet im Westen Deutschlands gegen 12:20 und im Osten um 12:40 Uhr statt. So kann jeder während seiner Mittagspause oder in einer Schulpause einen Blick zur Sonne werfen und die „angeknabberte Sonne“ bestaunen. Dazu muss man auf jeden Fall eine sichere Sonnenfinsternisbrille verwenden, denn alle anderen Hilfsmittel dämpfen das Sonnenlicht nicht ausreichend, bleibende Augenschäden wären die Folge. Am besten besorgt man sich schon jetzt eine sogenannte Sonnenfinsternisbrille, die für wenige Euro im Handel erhältlich ist. Es gibt auch einfache und sichere Alternativen, wie die Projektion mit einer Lochkamera auf ein Blatt Papier.

Die partielle Sonnenfinsternis am 10. Juni von Mitteleuropa aus gesehen. Grafik: Vereinigung der Sternfreunde.

Feuerring“ im hohen Norden

Bei dieser Finsternis sind Zuschauer in Mitteleuropa allerdings nur Zaungäste. Von Nordkanada über Grönland, die Arktis bis zum nordöstlichen Teil Asiens verläuft die Zone der zentralen Verfinsterung. Der Neumond überquert die Sonnenscheibe in der Mitte. Manchmal sieht man in einem solchen Fall eine totale Sonnenfinsternis, doch am 10. Juni ist der Mond so weit von der Erde entfernt, dass er die Sonnenscheibe nicht komplett abdeckt. Ein schmaler Lichtring um den dunklen Mond bleibt übrig; Astronomen sprechen von einer „ringförmigen“ Sonnenfinsternis. Für maximal drei Minuten und 51 Sekunden wird der Mond vom nordwestlichen Teil Grönlands aus vollständig vor der Sonne stehen.

Aufnahme der ringförmigen Sonnenfinsternis am 26. Dezember 2019 über dem Oman. Foto: Daniel Fischer.
Globaler Verlauf der Sonnenfinsternis am 10. Juni 2021. Grafik: Vereinigung der Sternfreunde.

Warum sind Sonnenfinsternisse so selten?

Eine Sonnenfinsternis kann nur bei Neumond eintreten, wenn der Mond genau zwischen Sonne und Erde steht. Doch durch die Neigung der Mondbahn zieht er meist weit über- oder unterhalb der Sonne vorbei. Damit der Mond die Sonne trifft, muss er bei Neumond auch die scheinbare Sonnenbahn am Himmel kreuzen. Die Kombination beider Stellungen führt dazu, dass pro Jahr maximal nur zwei bis vier Sonnenfinsternisse irgendwo auf der Erde stattfinden. Die Sonne muss während der Finsternis außerdem über dem lokalen Horizont stehen, und so kommt es, dass von einem Ort aus nur alle paar Jahre eine Sonnenfinsternis zu sehen ist. Die nächste von Mitteleuropa aus sichtbare wird übrigens schon am 25. Oktober 2022 stattfinden.

Oben: bei einer totalen Sonnenfinsternis erreicht der Kernschatten des Mondes die Erdoberfläche. Abseits des Kernschattens ist eine partielle Finsternis zu sehen. Unten: bei einer ringförmigen Finsternis ist der Mond zu weit von der Erde entfernt, sein Kernschatten erreicht die Erdoberfläche nicht. Grafik: Vereinigung der Sternfreunde.

Live dabei mit Bildern aus aller Welt

Sofern es die Einschränkungen der Corona-Pandemie Anfang Juni zulassen und das Wetter einen Blick auf die Sonne erlaubt, werden manche Sternwarten, Planetarien und Science Center zur Beobachtung der Finsternis mit dem Teleskop einladen. Doch man kann die Sonnenfinsternis auch bequem am Bildschirm erleben: Die Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien streamt das Ereignis von 11:15 bis 13:15 Uhr live auf dem Youtube-Kanal der Stiftung Planetarium Berlin, die Vereinigung der Sternfreunde verteilt über Twitter und Facebook unter dem Hashtag #sofi2021 aktuelle Fotos der Sonnenfinsternis. Dabei ist nicht nur die Silhouette des Mondes spannend, vielleicht zeigen sich auf der Sonne auch dunkle Flecken oder gewaltige Eruptionen, die sich in den Stunden der Finsternis verändern.

Kontakte

Michael Schomann
Vereinigung der Sternfreunde
Telefon: +49 / (0) 151 525 744 01
E-Mail: michael.schomann@sternfreunde.de

Dr. Björn Voss
Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien
Tel.: +49 / (0251) 591 6026
E-Mail: bjoern.voss@gdp-planetarium.org

Dr. Carolin Liefke
Haus der Astronomie
E-Mail: liefke@hda-hd.de