Sternwarten Öffnungen während der Corona Pandemie
(von Harald Steinmüller)
Nachdem mittlerweile alle paar Wochen grundlegend neue Corona-Regeln veröffentlicht werden, ist es nun wieder an der Zeit, den aktuellen Status zusammenzufassen. Ich tue dies hier anhand des Beispiels der Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren (Bayern), die ihren Führungsbetrieb grundlegend umgestellt hat, um möglichst vielen Personen einen schönen Sternabend bieten zu können. Als Ende Mai d. J. die Inzidenzen im Landkreis Unterallgäu wieder unter 100 gesunken waren, durften Freizeiteinrichtungen nach 7 Monaten Lockdown wieder für den Besucherverkehr öffnen. Es galt weiterhin das im letzten Jahr bereits aufgestellte Hygienekonzept und es durften nur Außenführungen angeboten werden. Die Platzmöglichkeiten an unserer Sternwarte erlauben dadurch immerhin max. 40 Personen, das normalerweise standardisierte Führungsprogramm (Einführungsvortrag und anschließend Beobachtung) musste allerdings modifiziert werden.
Zum einen kann der Vortragsraum nicht genutzt werden, zum anderen dürfen immer nur Grüppchen von max. 6 Personen zum Beobachten ans Teleskop (Abstandsregel). Bei Regen entfällt die Veranstaltung komplett. Die Erfahrungen, die wir mit unserem neuen Führungskonzept bisher gemacht haben, sind durchweg positiv. Die Besucher werden in die Vorführungen mit einbezogen und erleben live den Vorgang der Dämmerung incl. zum Beispiel das Zirpen der Grillen oder den Jagdflug von Fledermäusen – also Naturerlebnis pur. Das kommt bei den Besuchern sehr gut an. Durch eine mobile Audio-/Videoanlage können unterstützend auch Vortragspräsentationen an der Außenwand der Sternwarte gezeigt werden. Welcher Personalaufwand ist hierzu nötig? Zunächst einmal müssen sich die Besucher über ein Reservierungsportal anmelden. Bei Ankunft an der Sternwarte werden 3G-Nachweise geprüft und die Besucherdaten werden mittels der Luca-App erfasst. Dies kann regional unterschiedlich gefordert sein. Bei hohen Besucheraufkommen sind dann zwei Mitarbeiter hilfreich, ansonsten reicht eine Person. Die Außenführungen werden i. d. R. von zwei Moderatoren gemacht. Wenn es dunkel genug ist, werden die Besucher in Kleingruppen von einem Mitarbeiter zur Beobachtungsplattform geführt. Dort wartet der „Teleskopchef“ und zeigt das erste Objekt (zur Zeit ideal mit Jupiter und Saturn). Wenn alle Gruppen durch sind und alle Besucher das erste Objekt gesehen haben, wird auf das nächste eingestellt und das Spiel beginnt von vorn. Währenddessen gehen die Vorführungen draußen weiter. Bei Dunkelheit ist das i. d. R. die Orientierung am Sternhimmel. Als interessante Variante der Publikumsbeteiligung hat sich eine Befragung der Besucher erwiesen. Diese können eine oder mehrere Fragen auf eine Karte schreiben und diese werden im Laufe des Abends nach Möglichkeit diskutiert. So kann auch für die Zukunft ausgewertet werden, was die Besucher wirklich interessiert und dementsprechend kann auch der Führungsbetrieb thematisch ausgerichtet werden. Das gibt uns die Möglichkeit, die Führungen in der Allgäuer Volkssternwarte dynamischer und damit interessanter für die Besucher zu gestalten – nicht nur in Zeiten der Pandemie.
Wie geht’s weiter? Nach der jüngsten Regeländerung (14. BayIfSMV vom 02.09.) ist jetzt nicht mehr die Inzidenzzahl maßgebend, sondern die Krankenhausampel. So können auch bei einer Inzidenz von über 100 in unserem Landkreis Führungen im Außenbereich stattfinden. Im Innenbereich ist es mittlerweile auch wieder erlaubt mit der „3G“ Regel. Da allerdings stoßen wir auf räumliche Grenzen (max. 10 Personen im Vortragsraum). Für den nun hereinbrechenden Herbst und damit verbundenen kälteren Außentemperaturen ist jedoch ein 2-Schicht-Betrieb geplant (jeweils 10 Personen um 19:30 und 20:30 Uhr). Das in anderen Bundesländern bereits gültige „2G“ könnte hierbei hilfreich sein, ist aber in Bayern (noch) kein akutes Thema – und darüber ist sicherlich noch die eine oder andere Diskussion vonnöten. Text, Bild und Hinweise von Harald Steinmüller, 1. Vorsitzender der Allgäuer Volkssternwarte Ottobeuren e.V.
Tipps & Tricks zu Corona Zeiten:
- Damit die Okulare beim Einblick am Teleskop nicht berührt werden von mehreren Personen können folgende technische Umsetzungen helfen:
- Gedrehte Okularhülse aus Kunststoff oder Metall mit Einguckloch, die jeder Gast zum Überstecken des eigentlichen Okulares vorab erhält.
- Petrieschale aus durchsichtigem Kunststoff
- Klarsichtfolie ca. 30 x 30 cm groß
- Akoholpads zum desinfizieren
- Kunststoffüberstülper (siehe Foto)
Wer Ideen hat zum Veröffentlichen, melde sich bitte bei michael.schomann(ät)sternfreunde.de