Erste Schritte mit Auge und Fernglas

Unsere Augen sind wundervolle Instrumente, die wir zuerst kennen lernen müssen. Für die Sternenbeobachtung ist ihre Dunkeladaption wichtig: Das Auge benötigt bis zu einer halben Stunde ohne Licht, um sich maximal an die Dunkelheit anzupassen. Wir bemerken das, indem der Himmel uns gar nicht mehr so schwarz erscheint wie zu Beginn. Wir dürfen daher unsere Augen nach der Anpassung nicht mehr blenden, wollen wir ihre Empfindlichkeit für die Beobachtungen erhalten.

„Fernrohrmann“ an der Hans-Zimmermann-Sternwarte in Braunschweig Hondelage (Bild: Michael Schomann)

Beobachtungsort und -umstände

Es klingt banal: Am Tag sehen Sie keine Sterne, weil der Himmel so hell ist. Jedoch zeigt uns diese Erkenntnis, dass wir mit zunehmender Dunkelheit mehr Sterne erkennen können. Für bestmögliche Beobachtungen müssen wir für geeignete Bedingungen sorgen. Viele Beobachter fahren deshalb aus der lichtüberfluteten Stadt hinaus in ländliche Gebiete mit weniger „Lichtverschmutzung“. Darauf gehen wir später noch genauer ein.

Beispiel für Himmel mit Lichtverschmutzung. (Bild: Torsten Güths)
Beispiel für Himmel ohne Lichtverschmutzung. (Bild: Torsten Gueths)

Können Sie aus unterschiedlichen Gründen Ihren Beobachtungsort nicht ändern, so sollten Sie versuchen, das Beste aus den Gegebenheiten herauszuholen. Schirmen Sie zum Beispiel direkt blendende Lichtquellen ab.
Von Beobachtungen durch ein Fenster wird im Allgemeinen zu Recht abgeraten. Dennoch hat der Verfasser dieser Zeilen mehrfach anschauliche Beobachtungen durch eine Fensterscheibe machen können. Zum Beispiel die Beobachtung des Kometen Hale-Bopp durch ein 15-cm-Spiegelteleskop im Februar 1997 frühmorgens aus der unbeleuchteten Küche. Aufgrund einer starken Erkältung konnte er nicht hinaus in die frostige Nacht.
Die modernen Floatglasfenster sind verglichen mit den welligen Fensterscheiben Mitte des 20. Jahrhunderts wahre Optikwunder. ­Beobachtungen mit geringen Vergrößerungen bis 30 × bei Fernrohröffnungen unter 10 cm gehen oft erstaunlich gut. Die Fenster müssen sauber sein und der Raum abgedunkelt, so dass keine Reflexe in der Scheibe stören.
Das Fenster zur Beobachtung zu öffnen wird nur dann sinnvoll sein, wenn die Innentem­peratur der Außentemperatur entspricht, ansonsten verschlechtern die Wärmeaustauschprozesse das Bild dramatisch!
Bedenken Sie bei der Außenbeobachtung auch die Wahl der richtigen Kleidung. Lieber gemäß dem „Zwiebelmodell“ mehr als zu wenig an warmen Schichten anziehen. Besonders im Herbst unterschätzt man das gerne, wenn die Nächte wieder „unerwartet“ kühl und feucht werden. Sollten Sie lange Nächte planen, denken Sie an einen Imbiss und besonders auch an (warme) Getränke.
In den Beschreibungen der Himmelsobjekte wird später noch genauer auf die individuell notwendigen Beobachtungsumstände hingewiesen.

Wintersternenhimmel in der Provence. Allsky Fisheye Aufnahme (Bild: Michael Schomann)

Ein Fernglas (Binokular, „Bino“) ist ein Doppelfernrohr, das beidäugiges Sehen ermöglicht und dessen Bild mittels Umkehrprismen aufrecht und seitenrichtig erscheint. Die Angaben 10 × 50 bedeuten zehnfache Vergrößerung bei 50 mm Objektivdurchmesser. Prinzipiell verstärkt jedes Fernglas das Seherlebnis, doch eindrucksvoll wird das Bild erst in Ins­trumenten ab 8 × 40 oder 7 × 50 aufwärts. Die Größe und das Gewicht steigen allerdings an und ein freihändiges Halten wird schwieriger. Die Montage auf ein Fotostativ ist sehr hilfreich, sorgt bei hoch stehenden Objekten aber für Nackenprobleme. Es gibt teure Exemplare, die sogar einen „Zitterausgleich“ haben, was einen erheblichen Zugewinn an Details ermöglicht. Tipp: Halten Sie Ihr Fernglas vorne an den Objektiven, um das Zittern etwas zu verringern und stützen Sie sich zum Beispiel an einer Mauer oder einem Autodach ab.

Größeres Fernglas auf Fotostativ. (Bild: Torsten Gueths)