Die Planeten

Die Bezeichnung Planet bedeutet frei übersetzt „Wandelstern“. Schon in der Antike wurde beobachtet, dass nicht alle Sterne in fixierten Konstellationen zueinander stehen. Fünf dieser wandernden Sterne erkannten die frühen Astronomen und benannten sie nach Hauptgöttern, die der römischen Mythologie entspringen.
Per Definition ist ein Planet ein nicht selbstleuchtender Himmelskörper, der um einen oder mehrere Zentralstern(e) kreist, eine annähernd kugelförmige Gestalt hat und das dominierende Objekt in seiner Umlaufbahn ist.
In unserem Sonnensystem unterscheiden wir die inneren Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars), die eine feste Oberfläche und keine oder eine nur geringe Gashülle haben, von den äußeren Planeten (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun), die bis auf einen vergleichsweise kleinen Kern überwiegend aus Wasserstoffgas bestehen.
Pluto gehört seit dem Jahr 2006 durch diese Definition nicht mehr zu den großen Planeten. Dennoch sei an dieser Stelle auf den Spruch hingewiesen, mit dem man sich die Reihenfolge der Planeten merken kann: Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten.

Visuelle Beobachtung

Mit dem bloßen Auge können wir fünf Planeten gut erkennen. Uranus ist nur bei dunklem Himmel und Kenntnis der genauen Position aufspürbar. Neptun bleibt dem Einsatz von optischen Hilfsmitteln vorbehalten.
Die Planeten fallen durch Ihre meist größere Helligkeit auf und sind zusätzlich durch ihr ruhiges, flimmerfreies Licht gut von den Sternen zu unterscheiden.

Venus (unten) und Jupiter in der Abenddämmerung. (Bild: Torsten Gueths)

Die Bahnen der Planeten Merkur und Venus befinden sich innerhalb der Erdbahn und stehen von der Erde aus gesehen daher niemals gegenüber der Sonne, sondern nur in einem gewissen Winkelabstand von ihr. Venus erreicht immerhin bis zu 47° Sonnenabstand. Merkur hingegen entfernt sich nur bis 27°, ist deutlich lichtschwächer und folglich ein schwer aufspürbares Objekt in der Dämmerung, dann hilft ein Fernglas sehr.
In einem normalen Fernglas (z.B. 10 x 50) können wir kaum Details der Planeten ausmachen. Bestenfalls sind die Sichelphase der Venus oder der Jupiter als klitzekleines Scheibchen, umgeben von den vier galileischen Monden, damit sichtbar.
Die ideale Zeit für die teleskopische Beobachtung der äußeren Planeten ist deren Oppositionszeit, bei denen sich die Planeten gegenüber der Sonne befinden. Der Abstand zur Erde ist dann am geringsten, der Planet erscheint am hellsten und im Fernrohr am größten. Sollte diese Oppositionszeit in den Sommermonaten liegen, verweilen die Planeten leider aufgrund der Schiefe der Ekliptik sehr tief am südlichen Horizont, ähnlich der Sonne im Winter. Das Licht der Planeten muss durch dickere atmosphärische Schichtungen dringen. Sie sind dann nicht so klar und ruhig erkennbar, wie wenn sie hoch am Himmel stehen.
Vermeiden Sie, wie beim Mond beschrieben, Wärmequellen und lassen Sie Ihr Teleskop abkühlen, damit das Bild möglichst wenig verschlechtert wird.
Merkur und Venus zeigen uns ab einer Teleskopöffnung von 60 mm ihre Lichtphasen, die denen des Mondes ähneln. In der oberen Konjunktion, wenn sie jenseits der Sonne stehen, erscheinen sie vollständig beleuchtet. In der unteren Konjunktion nur als hauchdünne Sichel. Im letzteren Fall befindet sich der Planet zwischen Erde und Sonne und die Sichel ist durch die geringere Entfernung attraktiv groß. Der Wandel der Phasen ist spannend zu verfolgen, Strukturen aber nur mit größerem Aufwand erkennbar.

Merkur zeigt als innerer Planet Lichtphasen. (Bild: Sven Melchert)
Venus erscheint im Teleskop oft als Sichel. (Bild: Torsten Gueths)

In seltenen Fällen können wir sogar den Durchgang (Transit) von Merkur oder Venus vor der Sonnenscheibe beobachten. Die nächsten Merkurtransite finden am 11. November 2019 und am 13. November 2032 statt. Leider benötigen wir für die Venus noch mehr Zeit: Erst im Jahr 2117 wird sie wieder vor der Sonne entlang ziehen.
Achtung: Befinden sich die Planeten dicht an der Sonne, müssen Sie Vorkehrungen treffen, um nicht versehentlich mit dem Tele­skop ungefiltert in die Sonne zu schauen und so Ihr Augenlicht für immer zu schädigen!
Die Venus zeigt bereits ab 30-facher Vergrößerung ihre Phasengestalten.
Mars erscheint nur jedes zweite Jahr in einer günstigen Beobachtungsposition. Seine Umlaufbahn weicht von der Kreisform stark, daher schwanken die Oppositionsentfernungen von 55 bis 100 Millionen Kilometer! Hinzu kommt, dass die erdnahen Oppositionen stets in den Sommermonaten stattfinden, wenn der Mars von Mitteleuropa aus gesehen sehr tief am Himmel steht, wo die Luftunruhe die Beobachtung seiner Oberflächenstrukturen beeinträchtigt.

Mars in einem kleinen Teleskop. (Bild: Torsten Gueths)

Je nach der Entfernung von Mars ist es mit einer Fernrohröffnung ab 80 mm und ab 100-facher Vergrößerung möglich, die Polkappen oder die dunklen Albedostrukturen des roten Planeten zu erkennen. Der Kontrast seiner Albedostrukturen ist recht gering, ein Rotfilter oder ein schwacher Graufilter zur Helligkeitsdämpfung ist hilfreich für die Erkennung der zarten Gebilde. Da die Rotation vom Mars rund eine Stunde länger als ein Erdtag ist, können wir im Laufe eines knappen Monats die gesamte Marsoberfläche überblicken.
Jupiter, der größte Planet im Sonnensystem, zeigt bereits im kleinen Fernrohr ab 30-facher Vergrößerung seine beiden Äquatorstreifen und die vier Galileischen Monde.

In kleinen Fernrohren bei mittlerer Vergrößerung kann man gut das Jupitersystem überblicken, hier mit drei seiner vier Monde. (Bild: Torsten Gueths)

Mit zunehmender Öffnung und Vergrößerung offenbart er mehr Details in seinen Äquatorbändern und weitere zarte Streifen sowie den berühmten Großen Roten Fleck, einen Wirbelsturm, der größer als die Erde ist und seit Jahrhunderten in seiner Atmosphäre wütet. Ab 10 cm Öffnung ist er sicher auszumachen. Allerdings dreht sich Jupiter in knapp zehn Stunden um die eigene Achse, daher zeigt der Große Rote Fleck nicht immer in unserer Richtung. Halten Sie beim Anblick des Jupiters einmal inne und vergegenwärtigen Sie sich, dass unsere Erde nicht einmal ein Zehntel seines Durchmessers hat und unser Mond in der Größenordnung der kleineren der vier Monde Jupiters ist!

Anblick von Jupiter in einem Fernrohr von rund 150 mm Durchmesser. Die markanten Äquatorbänder sind bereits ab 30-facher Vergrößerung zu erkennen. (Bild: Torsten Gueths)

Saturn zeigt sein beliebtes Ringsystem in kleinen Fernrohren bereits ab 40-facher Vergrößerung. Auch wird sein Mond Titan als kleines Sternchen sichtbar. Er ist mit einem Durchmesser von 5.150 km der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und damit fast so groß wie der Mars.
In Teleskopen ab 10 cm Öffnung und 100-facher Vergrößerung wird die Cassinische Teilung als umlaufender dunkler Streifen in seinem Ringsystem erkennbar. Auch bis zu fünf weitere lichtschwächere Monde treten in unser Blickfeld.

Der Planet mit Ringen: bei ruhiger Luft offenbart sich die dunkle Cassiniteilung von Saturn eindrucksvoll. Ein unvergesslicher Anblick im Fernrohr! (Bild: Torsten Gueths)

Fotografie

Die ersten Versuche, die Planeten im Detail zu fotografieren, können wie beim Mond per afokaler Fotografie mit kompletter Kamera hinter dem Okular durchgeführt werden. Allerdings benötigen Sie hier eine Kamera, die entweder eine manuelle Belichtungssteuerung zulässt oder die Belichtung sehr punktgenau am Objekt ermitteln kann. Denn die Umgebung eines Planeten ist sehr dunkel, deshalb wird eine Belichtungsautomatik gerne den Bildverstärker aufdrehen, was leider den Planeten überbelichtet und die Strukturen überstrahlen lässt.
Austricksen kann man dies aber in der Dämmerung, wenn die Umgebung des Planeten noch hell ist.
Für bessere Aufnahmen sind jedoch eine motorische Nachführung und eine fest ans Okular angebrachte Kamera unerlässlich. Man nimmt dabei auch keine Einzelbilder mehr auf, sondern ein Video, dessen beste Einzelbilder per Software zu einem Summenbild übereinander gelagert und geschärft werden.
Als Kamera ist bereits eine gehobene Kompakt- oder Systemdigitalkamera geeignet, doch die besten Aufnahmen werden mit speziellen Astrovideokameras gewonnen.