Offene Sternhaufen

Beim bloßen Betrachten des Nachthimmels fällt auf, dass die Sterne nicht gleichmäßig hell und gleichförmig verteilt sind. Unser Sehzentrum baut sich hieraus Muster. Doch neben diesen sehphysiologischen Vorgängen gibt es auch echte zusammenhängende Sternanhäufungen, die wir als „Objekte“ von Einzelsternen unterscheiden und beobachten können. Diese als Offene Sternhaufen bezeichneten Objekte sind die Überbleibsel der Sternentstehung aus gewaltigen Wasserstoffgaswolken. Sie bestehen aus einigen Dutzend bis tausenden von Sternen und lösen sich im Laufe von einigen Hundert Millionen Jahren auf. Mit dem bloßen Auge bereits sind die Hyaden und Plejaden im Stier als markante Haufen zu erkennen. Die Anhäufungen Melotte 20, eine Gruppe von hellen Sternen um den Stern Alpha Persei, sowie Melotte 111 im Haar der Berenike sind weitere Eyecatcher. Schwieriger zu entdecken sind die Praesepe (Krippe) im Sternbild Krebs sowie der Doppelsternhaufen h+χ im Perseus, die mit bloßem Auge unter dunklen Himmel nur als Nebelflecken wahrnehmbar sind. Sie rufen geradezu nach der detaillierten Beobachtung durch ein Fernglas.

Die Plejaden und Hyaden im Stier sind zwei prominente offene Sternhaufen. (Bild: Torsten Gueths)

Visuelle Beobachtung

Der Sternenhimmel als solcher sieht einfach überwältigend aus! Wie finden wir uns nun in diesen Sternschwärmen zurecht? Nur sehr wenige Objekte sind so groß und markant, dass sie „ins Auge fallen“. Wenn wir bestimmte Objekte beobachten wollen, müssen wir uns in diesem Gewimmel auf die Suche machen. Das gelingt uns, wenn wir von den ersten uns vertrauten Sternbildern ausgehen und uns Stern für Stern entlang hangeln, bis wir das gewünschte Objekt finden. Aus dem Englischen hat sich dafür der Begriff Starhopping eingebürgert.
Beim Starhopping prägen Sie sich anhand einer Sternkarte die groben Sternmuster (zum Beispiel Quadrat, Dreierreihe, rechtwinkliges Dreieck, etc.) ein und verbinden sie gedanklich zu Stationen auf dem Weg zum gesuchten Objekt. Sicherlich müssen Sie sich eine Grundorientierung mit den Sternbildern und Himmelsrichtungen angeeignet haben, damit Sie den Einstieg über das Sternbild finden. In Kombination mit einer detaillierteren Sternkarte, die das gesuchte Objekt zeigt, können Sie dann die hellen Sterne für die Musterbildung heranziehen.

Messier 35 in den Zwillingen wird vom kleinen Sternhaufen NGC 2158 begleitet. (Bild: Torsten Gueths)

Mit einem Fernglas tauchen Sie so bereits in das unsichtbare Universum ein, bei dem die Objekte zu klein und lichtschwach erscheinen, um mit unbewaffnetem Auge erkennbar zu sein. In einem 10 × 50-Fernglas beginnen sich die vorgenannten Objekte Praesepe und h+χ zu einem Sternengewimmel zu entfalten. Auch werden so weitere Sternhaufen als Nebelfleckchen erkennbar, allen voran die Wintersternhaufen M 35 bis M 38 in den Sternbildern Zwillinge und Fuhrmann. Für die Auflösung dieser Objekte in Einzelsterne benötigen Sie dann allerdings ein Teleskop.
Fahren Sie im Spätsommer/Herbst einmal die Milchstraße mit dem Fernglas ab und erkennen Sie die Sternwolken, die aus tausenden von Sternen in tausenden von Lichtjahren Entfernung gebildet werden. Auch eine Vielzahl von kleineren Nebelflecken taucht auf, deren Natur Sie im Teleskop oder per Fotografie enttarnen können.

Die offenen Sternhaufen Messier 36 und 38 im Sternbild Fuhrmann. (Bild: Torsten Gueths)

Fotografie

Die größten Sternhaufen, z.B. Hyaden, Plejaden und Praesepe, sind für die ersten Versuche mit einer ruhenden Kamera geeignet. Wie für die nächtlichen Stimmungsaufnahmen benötigen Sie bei einer DSLR ein lichtstarkes Objektiv mit 30 bis 50 mm Brennweite. Mit einer Empfindlichkeit von mindestens ISO 800 werden mit Belichtungszeiten von 10 bis 30 s die größten Exemplare trefflich abgebildet.
Mit einem auf einer parallaktischen Montierung aufgesattelten Teleobjektiv erschließen sich dann Dutzende dieser Objekte in unterschiedlichem Formen- und Sternreichtum. Der Ausgleich der Erdrotation durch manuelle, besser durch motorische Nachführung wird hierbei notwendig.