VdS-Medaille 2003: Martin Mayer

Otto Guthier (rechts) überreicht Martin Mayer die Urkunde und die VdS-Medaille 2003.

Die Medaille wurde auf der VdS-Mitgliederversammlung 2003 in der Archenhold-Sternwarte Berlin verliehen. Hier Auszüge aus der Laudatio, gehalten von Paul Hombach, Volkssternwarte Bonn, der zum Kreis derer gehört, die Martin Mayer als diesjährigen Preisträger vorgeschlagen haben:

Als ich Martin Mayer Ende August in seiner Sternwarte in Streitheim besuchte, hatte er am Vortag im Rahmen des bundesweiten Astronomietages wieder über 200 Besuchern einen Blick auf Mars ermöglicht. Sein angrenzendes Wohnhaus war z.T. zu einer Meteoritenausstellung umfunktioniert, dauernd klingelte das Telefon mit Anfragen interessierter Bürger, weitere Beobachtungsabende mit ebensolchen Besuchermassen standen bevor. Eine für Martin Mayer typische Szene: Mitten drin in der Öffentlichkeitsarbeit, ganz für die Menschen da, denen er zu einem eindrucksvollen Erleben der Natur verhilft.
Dies hat bei ihm eine lange Tradition. Die Anfänge hierzu reichen bis in die Nachkriegszeit zurück, als er als junger Herbergsvater des Bruder-Klaus-Heimes Violau auf Nachtwanderungen Jugendgruppen für den Sternhimmel zu begeistern verstand. Die Resonanz war groß. Martin Mayer eignete sich astronomische Fachwissen an, erwarb das erste Fernrohr, baute und entwickelte über Jahrzehnte die Violauer Sternwarte mit größtmöglichem persönlichen Einsatz. Seit dem Umbau des Bruder-Klaus-Heimes 1985 findet dort auch die jährliche Tagung der Planeten- und Kometenbeobachter statt, der „Geist von Violau“ ist unter Amateurastronomen schon sprichwörtlich geworden.
Martin Mayer stiftet Gemeinschaft. Er nimmt die Menschen mit, führt sie von bekannten Bezugsgrößen Schritt für Schritt zu den Tiefen des Raumes. Seine Didaktik ist vorbildlich. Seine Ideen und Modelle haben nicht nur bei Besuchern der Sternwarte zur Veranschaulichung kosmischer Dimensionen und zu einem vertieften Erleben des später am Teleskop Gezeigten geführt, sondern auch in eigener Vereinsarbeit tätige Multiplikatoren inspiriert. Ziel ist, wieder Schauen zu lernen und das Gesehene begreifen zu können.
Tausende Besucher hat Martin Mayer bisher für die Astronomie begeistert – der Bedarf und die Reaktionen sind gewaltig. Dabei verbindet diese Arbeit alle Alters- und Berufsgruppen, geht über die Grenzen von Bevölkerungsschichten weit hinweg. Ob Kinder oder Senioren, die einmal beim Berühren eines 4,5 Mrd. Jahre alten Meteoriten diesen in Bezug zu ihrer eigenen Lebensspanne setzen können – bei Martin Mayer gibt es Astronomie zum anfassen!
1997 stand in Violau der Stabwechsel an. Martins Sohn Christoph Mayer übernahm die Leitung des Bruder-Klaus-Heims und leistet dort großartige Arbeit. Bei jemandem mit der Energie eines Martin Mayer war an Ruhestand natürlich nicht zu denken. Auch wenn er der Sternwarte Violau mit Führungen erhalten blieb, so fand er mit Streitheim einen geeigneten Standort für sein künftiges Wohnhaus mit angeschlossener Sternwarte und Vortragsraum, wo er seit August 1999 der Verbreitung astronomischen Wissens treu bleibt.

Seit ca. 30 Jahren betreibt Martin Mayer auf dem Dach seiner Sternwarte (vormals in Violau, jetzt Streitheim) die Station Nr. 45 des DLR Feuerkugelnetzes – eine Kamera, die auf der Suche nach Meteoren Nach für Nacht den gesamten sichtbaren Himmel fotografiert. Diese Aufgabe erfordert seinen täglichen Einsatz, der am 6. April 2002 durch einen spektakulären Erfolg gekrönt wurde: Die in Streitheim gewonnene Aufnahme der Bahn des hellen „Bayerboliden“ hat entscheidend mit zur Eingrenzung des Suchfeldes und damit zum Auffinden des Meteoriten „Neuschwanstein“ beigetragen. Vor diesem Hintergrund ist es Martin Mayer zu wünschen, daß er Glied in der Forschungskette wahrgenommen wird – zumal er die Ergebnisse in der Öffentlichkeit zu kommunizieren versteht – und in den DLR-internen Wissensstand einbezogen wird.

Eine weitere Säule seiner Arbeit ist die Herausgabe des Kalenders „Unendliches Weltall“, dessen großformatige Folien einen Eindruck von der Schönheit der Prozesse im All vermitteln und in vielen Volkssternwarten zur Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden.

Martin Mayer ist stets offen für neue Technik, sei es bei der Sonnenbeobachtung im H-Alpha-Bereich oder, ganz neu, bei der digitalen Planetenfotografie.
Wer so viele leistet, und Astronomie ist nicht das einzige Feld, auf dem er sich engagiert, braucht Kraftquellen. Die hat Martin Mayer nie verschwiegen. Da ist zum einen eine tiefe kirchliche Bindung und die Motivation aus dem christlichen Menschenbild heraus. Vor allem aber ist es seine Frau Otti, die ihn in unglaublicher Weise über Jahrzehnte unterstützt. Diese VdS- Medaille müßte doppelt vergeben werden, sie gilt aber in jedem Fall dem Team Martin und Otti!
Martin Mayer bringt Herzblut und beträchtliche Eigenmittel in seine Arbeit ein. Er ist ein Organisationstalent, fährt quer durch Deutschland, wenn es darum geht, ein sinnvolles Instrument oder Modell für seine Arbeit zu ergattern. Er versteht es auch, sich mit geschickten Helfern zu umgeben. Seine Arbeit begeistert und motiviert dadurch auch Andere. Wer so vorlegt, der regt auch zu Spenden an, zumal ja jeder sieht, daß diese in gute Hände kommen. Zu seiner Arbeit gehört es auch, Kontakte zu pflegen und das Geleistete publik zu machen.
Martin Mayer wurde schon früher und in verschiedenen Zusammenhängen geehrt. Die Auszeichnung der VdS erhält er für die Konstanz, Intensität und Vorbildlichkeit seiner Arbeit. Martin feierte im letzten Jahr seinen 70. Geburtstag. Wir ehren hier und heute sein Lebenswerk, wenngleich angesichts seiner Energie nicht nur retrospektiv, sondern als anerkennende Zwischenbilanz! Ein freundschaftlicher Rat sei dem Laudator noch gestattet: Wer so beherzt zupackt (und was Martin anpackt, das macht er gleich richtig), dem sei im Interesse seiner Gesundheit gestattet, bisweilen da und dort auch mal ein wenig loszulassen. In diesem Sinne lieber Martin: Auf viele schaffens- und segensreiche Jahre“!