VdS-Medaille 2009: Peter Völker
Im VdS-Journal 1997 steht geschrieben: „Die Bildung von VdS-Fachgruppen mit festen Ansprechpartnern forcierte der Vorstand Ende der sechziger Jahre, und 1971 konnte erstmals eine Adressenliste veröffentlicht werden, in der der Verfasser dieser Zeilen bereits genannt wurde.“ Diese Liste wurde damals in „Sterne und Weltraum“ veröffentlicht. Autor dieser Zeilen ist der Preisträger der VdS-Medaille im Internationalen Jahr der Astronomie: Peter Völker.
Vor 40 Jahren besuchte Peter Völker zum ersten Mal eine VdS-Tagung. Bereits zwei Jahre später übernahm er dann im jugendlichen Alter von etwas mehr als 20 Jahren die Leitung der Fachgruppe Sonne und begleitete dieses Amt dann über einen Zeitraum von 31 Jahren. Auch ist es seinem Engagement mit zu verdanken, dass 1977 zusammen mit Rainer Beck die Zeitschrift SONNE gegründet werden konnte, aber ebenfalls, dass die damals mögliche Loslösung der Fachgruppe Sonne von der VdS verhindert wurde. Allerdings hat sich ein damaliges Mitglied des VdS-Vorstandes in seiner Prognose gründlich geirrt: „Dieses Wurstblatt“, gemeint war die Zeitschrift SONNE, deren erste Ausgabe auf der Sonne-Tagung im April 1977 vorgelegt wurde, „wird schon in wenigen Jahren wieder vom Markt verschwunden sein“.
Selbst wenn er nie als Fachgruppenleiter, sondern immer als „Kontaktadresse“ bezeichnet werden wollte, war er doch ein „Teamleader“, der die Gruppe koordinieren und motivieren konnte. Als Kontaktadresse beantwortete er eingehende Anfragen, sortierte mit seinen Berliner Kollegen Beobachtungslisten, vertrat die Fachgruppe Sonne auf vielen astronomischen Treffen, motivierte auf der einen oder anderen Tagung auch interessierte Amateure beim abendlichen Bier zur Mitarbeit in der Fachgruppe und dies alles mit einer Kontinuität, die heute kaum irgendwo zu finden ist. Insbesondere durch diese Präsenz auf vielen Tagungen und Messen ist Peter Völker auch über die Fachgruppe Sonne hinaus bekannt.
Neben dem fachlichen Kontakt zu vielen Beobachtern spielt bei Peter Völker immer die menschliche Komponente eine wichtige Rolle. So pflegt er zu vielen Amateuren eine persönliche und langjährige Freundschaft und nimmt Anteil an deren persönlichen Werdegängen. Passend zum heutigen Tag der Deutschen Einheit und zum diesjährigen 20jährigen Jubiläum des Mauerfalls sind Peter Völkers Verdienste bei der Wiedervereinigung in der Amateurastronomie hervorzuheben. Bereits lange vor der politischen Wende aber auch danach besuchte er Tagungen in der ehemaligen DDR bzw. den fünf neuen Bundesländern, knüpfte Kontakte und unterstützte die Arbeit der dortigen Amateure.
So fuhr er beispielsweise im April 1997 zur VdS-Regionaltagung nach Pulsnitz in Ostsachsen und hielt dort einen lebhaften Vortrag über die Fachgruppe Sonne und das anstehende 20jährige Jubiläum der Zeitschrift SONNE. Unter den gespannten Zuhörern saß damals ein schüchterner 18-Jähriger, der darauf hin selbst zwei Wochen später zur SONNE-Tagung nach Berlin fuhr, sich zwei Jahre später bereits in der SONNE-Redaktion wieder fand und ein weiteres Jahr später zusammen mit der damals neu gegründeten AG Sonne der Sternwarte Radeberg die Tagung der Fachgruppe Sonne mit organisierte.
Neben seinem Engagement für die Fachgruppe Sonne ist Peter Völker auch ein aktiver Amateurastronom, vor allem im Bereich der Sonnen- und Planetenbeobachtung. Obwohl er aus beruflicher Sicht keine einschlägigen Vorkenntnisse hatte, studierte er mit großem Interesse die Fachliteratur, nahm Kontakt auch zu professionellen Astronomen auf und versuchte, die Erkenntnisse und Programme aus der Wissenschaft aufzugreifen und amateurgerecht fortzusetzen. Insbesondere auf dem Gebiet der Sonnenbeobachtung im H-Alpha-Bereich ist Peter Völker einer der Vorreiter bei der systematischen Erfassung der auftretenden Phänomene. So führte er nicht nur die Filament- und die Protuberanzenrelativzahl ein, die heute sogar in ausländischen Netzen ermittelt wird, sondern auch ein vereinfachtes Klassifikationsschema für Protuberanzenerscheinungen.
Als Schwerpunkt seiner Tätigkeit für die Fachgruppe Sonne darf aber auch seine Arbeit am „Handbuch für Sonnenbeobachter“ nicht unerwähnt bleiben. Allen Unkenrufen aus dem damaligen VdS-Vorstand zum Trotz – „Was soll schon dabei herauskommen, wenn sich 30 Sonnenbeobachter in Bierlaune zusammensetzen, um über die Gliederung eines Buches zu diskutieren?“ – setzte dieses Buch Maßstäbe. Es wurde sogar ins Englische übersetzt sowie unter dem Titel „Solar Astronomy Handbook“ in den Handel gebracht. Eine Neuauflage der deutschen Ausgabe erfolgte rechtzeitig vor der Sonnenfinsternis 1999 unter dem Titel „Die Sonne beobachten“. Die Erlöse für das Buch spendete er gemeinsam mit den Autoren unter anderem für Beobachtungstechnik, welche noch heute in der VdS-Sternwarte Kirchheim ausgiebig genutzt wird. Dazu zählt vor allem ein 0,5-Angström DayStar-Filter im Wert einer fünfstelligen DM-Summe.
Über sein Engagement für die Fachgruppe Sonne hinaus ist seine langjährige Tätigkeit im VdS-Vorstand zu nennen. Ist es nur Zufall, dass sich die Mitgliederzahl während seiner Vorstandstätigkeit von einem vorher konstanten Wert von etwa 1600 im Jahr 1987 auf über 4000 entwickelte, seit seinem Ausscheiden zum 50jährigen VdS-Jubiläum im Jahr 2003 aber wieder mehr oder weniger konstant ist? Peter Völker engagierte sich im VdS-Vorstand vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit, in der Zusammenarbeit mit der Sternwarte Kirchheim, der Unterstützung jugendlicher Amateurastronomen und dem Entstehen des VdS-Journals. So bereitete er 1999 beispielsweise das erste Schwerpunktthema vor, welches damals noch unter dem Namen „Hauptthema“ im Inhaltsverzeichnis erschien. Als einer der Höhepunkte in Peter Völkers amateurastronomischer Arbeit ist aber sicher die Vorbereitungsphase zur totalen Sonnenfinsternis 1999 zu nennen. Als Kontaktadresse der Fachgruppe Sonne stand er auf Pressekonferenzen Rede und Antwort, engagierte sich bei der Organisation einer internationalen Sonnenfinsternis-Tagung in München für 120 Teilnehmer und lieferte Beiträge sowie die grafische Aufarbeitung für das in einer Auflage von 200.000 Exemplaren verteilte Informationsfaltblatt der VdS, das nebenbei auch noch Spenden in Höhe von mehreren tausend DM in die Kasse der VdS spülte.
Die Nutzung seiner beruflichen Fertigkeiten als Trickfilmzeichner und Filmemacher ging dabei aber über seine Arbeit am Finsternisfaltblatt hinaus. Auch an anderen Werbematerialien, beispielsweise der VdS-Diaserie in den Neunziger Jahren oder unzähligen VdS-Anzeigen in „Sterne und Weltraum“, wirkte Peter Völker mit und trug entscheidend zur Entwicklung eines „Corporate Designs“ in der VdS bei. Darüber hinaus waren ihm seine Zeichentechniken auch bei der Beobachtung hilfreich. Vor allem aber lockerte er mit seiner Rubrik „Starecke“ das SONNE-Heft auf, indem er bekannte Sonnenbeobachter oder sogar VdS-Vorstandsmitglieder auch einmal karikierte.
Der Name Peter Völker steht aber vor allem für die Entwicklung der Fachgruppe bis 2002. Neben vielen Beiträgen für SONNE war er auch bei verschiedensten anderen Publikationen mit Themen rund um die Sonnenbeobachtung aktiv, zum Beispiel im „Ahnert“ oder im Handbuch für Sternfreunde von Günther D. Roth bzw. der englischsprachigen Ausgabe „Compendium of Practical Astronomy“. Nach 31 Jahren als Kontaktadresse der Fachgruppe Sonne und 25 Jahren mit regelmäßigen Beiträgen für das Mitteilungsblatt SONNE machte Peter Völker dann seine Drohung wahr: in der Wilhelm-Foerster-Sternwarte gingen 2002 die Lichter im Fachgruppenraum aus. Es erfolgte eine Übergabe der Kontaktadresse an Steffen Janke sowie eine Abschiedsfeier, die auf Fachgruppen-Tagungen ihresgleichen sucht. Neben dem Fachpublikum der Tagung waren auch Vertreter des VdS-Vorstandes sowie viele ehemalige Weggefährten dabei. Nach einer Bilder- und Film-Revue aus den vorangegangenen Jahren trat schließlich Peter Völker auch als Bill Haley auf die Bühne und rockte die ganze Gesellschaft mit „let’s have a party“ und „rock around the clock“ in Grund und Boden.
Auch wenn Peter Völker mittlerweile etwas ruhiger geworden ist, hält er der deutschen Amateurastronomie die Treue. Insbesondere nach dem Aufkommen kleiner H-Alpha-Teleskope sehnten sich viele Amateure nach einem neuen Programm, mit dem auf relativ einfache Weise systematische Beobachtungen erzielt werden können. Nachdem diesbezüglich nicht viel passierte, veröffentlichte Peter Völker plötzlich in der Zeitschrift „interstellarum“ ein Beobachtungsprogramm mit dem Namen „H-Alpha-Relativzahl“. Die Idee einer gleichzeitigen Erfassung aller H-Alpha-Aktivitäten durch einfaches Beobachten am Okular ohne lange Einarbeitung ist dabei besonders hervorzuheben!
Nicht zu vergessen ist jedoch ebenfalls das Interesse des diesjährigen Preisträgers an den historischen Wurzeln der Amateurastronomie und speziell der Sonnenbeobachtung in Deutschland. Neben seinen Recherchen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, tritt er seit einigen Ausgaben auch wieder im VdS-Journal mit der Rubrik „Das war’n noch Zeiten“ als Autor in Erscheinung. Dabei werden ausgewählte Artikel aus dem VdS-Nachrichtenblatt präsentiert, die bereits einige Jahrzehnte alt sind. Auf diese Weise werden die Aktivitäten der Amateure aus der Anfangszeit der VdS noch einmal gewürdigt aber ebenso Dinge präsentiert, die heutzutage in die Rubrik „Kuriositäten“ passen würden. Auch 40 Jahre nach seinem ersten Kontakt mit der VdS, 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung und 10 Jahre nach der totalen Sonnenfinsternis von 1999 hat Peter Völker noch immer ein großes Herz für die deutsche Amateurastronomie, aber auch für die Biervorräte von astronomischen Treffen.
Die heutige Auszeichnung der Vereinigung der Sternfreunde erhält Peter Völker für sein amateurastronomisches Schaffen, insbesondere auf dem Gebiet der Sonnenbeobachtung. Wir wünschen dem Träger der VdS-Medaille 2009 alles Gute und viel Gesundheit im weiteren Wirken! Möge immer ein kühles Bier für Dich bereitstehen! Herzlichen Glückwunsch!
Die VdS-Fachgruppe Sonne