VdS-Medaille 2013: Hanns Ruder

Prof. Dr. Hanns Ruder (sitzend) nimmt in seinem Haus die Urkunde von Otto Guthier, dem Vorsitzenden der Vereinigung der Sternfreunde e.V., entgegen.

Im Rahmen der VdS-Tagung und Mitgliederversammlung im Oktober 2013 in Osnabrück wurde der Deutsche Preis für Astronomie der VdS an Prof. Dr. Hanns Ruder verliehen.

Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 leitete Ruder den Arbeitsbereich Theoretische Astrophysik an der Universität Tübingen. Seine Arbeiten auf dem Gebiet der starken Magnetfelder exotischer astronomischer Objekte wie Weißer Zwerge und Neutronensterne und zum Einsatz von Supercomputern zur Modellierung astrophysikalischer Phänomene gelten in der Fachwelt als wegweisend.

Sein Interesse für die Naturwissenschaften und insbesondere die Astronomie entdeckte Hanns Ruder aber bereits als Jugendlicher. Alles begann mit dem Bau seines ersten Teleskops im Alter von 14 Jahren – inklusive selbstgeschliffenem Spiegel. Entsprechend lange ist Hanns Ruder auch bereits Mitglied der VdS – mit der Mitgliedsnummer 486. Den Bezug zur Amateurastronomie hat er über all die Jahre immer zu wahren gewusst, was sich unter anderem in zahllosen gut besuchten und begeistert aufgenommenen Vorträgen auf  amateurastronomischen Tagungen und Messen oder in Volkssternwarten und Vereinen zeigt.

Besonders am Herzen liegt Hanns Ruder bis heute die Popularisierung der modernen Physik und die Verbreitung der Astronomie in der Schule. Gemeinsam mit Dieter Husar aus Hamburg hat er im Jahr 2006 die Stiftung „Interaktive Astronomie und Astrophysik“ ins Leben gerufen. Sie ist Träger des Projekts „Einstein on Tour“, im Rahmen dessen Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland die Relativitätstheorie interaktiv erfahren
können. Außerdem betreibt sie mit SATINO und ROTAT über das Internet fernsteuerbare Teleskope am Observatoire de Haute Provence, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, eigene astronomische Beobachtungsprojekte durchzuführen. Beide Observatorien werden außerdem bei Beobachtungskampagnen von Amateurastronomen eingesetzt, zum Beispiel zur Positionsbestimmung von Kometen und potentiell gefährlichen Asteroiden, zur Entdeckung weiterer Kleinplaneten, zur Vermessung von Asteroidenlichtkurven und Exoplanetentransits, zur Variabilität Aktiver Galaktischer Kerne und zur Modulation der Lichtkurven veränderlicher Sterne nach dem Blazhko-Effekt.

Leider konnte Hanns Ruder aus gesundheitlichen Gründen im Oktober nicht zur Preisverleihung erscheinen. Am 26. Januar 2014 trafen sich daher auf Einladung des Preisträgers und seiner Frau der VdS-Vorsitzende Otto Guthier und der Schriftführer Siegfried Bergthal als Vertreter des VdS-Vorstands und einige der Initiatoren des Preisträgervorschlags, darunter Dominik Elsässer, Stefan Binnewies, Walburga Bergthal und meine Wenigkeit, zur feierlichen Übergabe des Preises bei Kaffee und Kuchen im Tübinger Kelternturm, wo auch eine der vielen von Hanns Ruder im Laufe seiner Karriere gegründeten Firmen ihren Sitz hat. Im obersten Stockwerk hat er selbst sein Büro mit fantastischer Rundumsicht auf die Tübinger Altstadt.

Dabei wurde nicht nur aktuelles astronomisches Geschehen diskutiert, sondern auch in Erinnerungen geschwelgt: Hanns Ruder zeigte Bilder von seinen astronomischen Aktivitäten in jungen Jahren und damit auch aus der Frühzeit der VdS. Besonders gefreut hat er sich über den mit dem Preis verbundenen Odessa-Meteoriten. Das Preisgeld wird Hanns Ruder für die Durchführung astronomischer Projekte von Schülern stiften. Die Förderung des naturwissenschaftlichen Interesses von Jugendlichen liegt ihm besonders am Herzen. Damals wie heute gilt: Die Jungforscher von heute haben die Ideen zu den Technologien von morgen.