Eine kurze Geschichte der VdS

Zum 50-jährigen Jubiläum der VdS von Wolfgang Steinicke, erschienen im VdS-Journal Nr. 12, 2003

Wäre die VdS ein Ehepaar, so hieße dieses Jubiläum „Goldene Hochzeit“. In der Tat ist bzw. war die VdS so etwas ähnliches: handelt es sich doch um die „Vereinigung“ von VAP und BdS (s.u.). Wie in einer gewöhnlichen Ehe gab es glückliche Tage, Streit und Versöhnung – und ein Ende ist nicht in Sicht! Über die Geschichte der VdS ist bereits viel geschrieben worden; Anlässe waren, neben der Gründung, das 25-, 35- und 40-jährige Bestehen [1-5]. Neuland ist die Aufarbeitung der letzten 10 Jahre. Da sicher nicht jeder Zugang zu den älteren Quellen hat, gehen wir zunächst zurück zu den Anfängen und skizzieren die Zeit von der Gründung 1953 bis 1993.

Gründerjahre

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in Deutschland zwei amateurastronomische Organisationen: die am 19. Mai 1891 von Wilhelm Foerster, dem Direktor der Königlichen Sternwarte Berlin, gegründete „Vereinigung von Freunden der Astronomie und kosmischen Physik“ (VAP) und der von Robert Henseling 1921 in Stuttgart ins Leben gerufene „Bund der Sternfreunde“ (BdS) – zusammen mit etwa 2000 Mitgliedern.

Robert Henseling (1883 – 1964), Gründer des VdS-Vorläufers „Bund der Sternfreunde“. (Bildarchiv W. Steinicke)

Nach dem Krieg scheiterten zunächst alle Versuche, die Organisationen, einzeln oder gemeinsam, wiederzubeleben. Die deutsche Sternfreunde fanden erst 1953 wieder eine Heimat. Der Durchbruch gelang auf der Tagung der Astronomischen Gesellschaft (AG) im September 1952 in München. Die Initiatoren V. Dahlkamp (vormals VAP), H. Bühler (vormals BdS) und H. Mühle (Wilhelm-Foerster-Institut) leisteten gute Vorarbeit, und so konnte vom 8. bis 11. August 1953 eine erste Mitgliederversammlung – gleichzeitig die offizielle Gründungsveranstaltung mit Wahl eines Vorstands und Beschluss einer Satzung – in Berlin stattfinden [1]. Erster Vorsitzender wurde Vinzenz Dahlkamp aus Recklinghausen. Als Name wurde „Vereinigung der Sternfreunde“ gewählt (der „e.V.“ folgte 1954). Man trifft sich seitdem alle zwei Jahre. Die 4. Mitgliederversammlung fand übrigens nicht wie in [5] genannt in Jena, sondern in Kiel statt.

Vinzenz Dahlkamp, ehemaliger Direktor der Volkssternwarte Recklinghausen und erster Vorsitzender der VdS. (Bildarchiv W. Steinicke)

Gute Zeiten – schlechte Zeiten

In den ersten 10 Jahren stieg die Zahl von anfänglich knapp 200 Mitgliedern auf über 1000. 1965 wurde gar die Zahl 1200 erreicht. Dann kam die 6. Mitgliederversammlung in München – eine folgenreiche Veranstaltung [6]. Bereits zwei Jahre zuvor (in Köln) hatte man den Beitrag von 10,– DM auf 15,– DM erhöht, jetzt beschloss man sogar, auf 25,– DM zu gehen – eine Erhöhung um 150% innerhalb von zwei Jahren! Die Reaktion auf Köln war noch relativ gelassen (die Mitgliederzahl wuchs deutlich schwächer), nun aber waren die Folgen dramatisch: Die Mitgliederzahl nahm innerhalb von drei Jahren um 17% ab! Der größte Kostenfaktor waren die seit der Gründung monatlich erscheinenden „VdS-Nachrichten“ (ca. 15 – 20 Seiten), redaktionell betreut von bekannten Namen wie Edgar Mädlow, Joachim Herrmann und Harro Zimmer. Allerdings war dies ein reines Mitgliedsblatt und nicht vergleichbar mit den Publikationen „Die Himmelswelt“ (VAP) bzw. „Die Sterne“ (BdS). Letztere erschien zwar in Leipzig weiter, im Westen gab es dagegen nichts Vergleichbares. Bereits 1961 plante die VdS ein eigenes Magazin („Praxis der Himmelskunde“), was aber von der 5. Mitgliederversammlung in Coburg abgelehnt wurde. Realisiert wurde dann – außerhalb der VdS – die Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ (SuW), deren erste Ausgabe im April 1962 erschien.

Entwicklung der VdS-Mitgliederzahlen 1953-2002, jeweils zum Jahresende. (Grafik: W. E. Celnik)
Zuwachs der VdS-Mitgliederanzahl zum Jahresende. (Grafik: W. E. Celnik)
Der zweite Vorsitzende Dr. Walter Stein im Gespräch mit dem „Bauernastronomen“ Johann Kern bei der VdS-Tagung in Köln 1963. (Bildarchiv W. Steinicke)
Mitglieder der „Berliner Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne“ (BAV) auf der VdS-Tagung in Köln 1963; zweiter von links ist Harro Zimmer. (Bild: W. Braune)
Teilnehmer der VdS-Tagung in München 1965: Joachim Herrmann (ganz links), Dr. Walter Stein, Adolph Kunert (links bzw. rechts neben der Dame). (Bild: M. Lienau)

Was bedeutete das für die junge VdS und ihre „Nachrichten“? Es gab Krach, als der Vorstand unter Vorsitz von Dr. Walter Stein festlegte, diese ab Heft 4/1969 in SuW einzuheften! Doch damit nicht genug: Der alte Vorstand wurde aufgrund der prekären Finanzlage auf der 9. Mitgliederversammlung (1969 in Berlin) nicht entlastet, und niemand war zunächst bereit, zu kandidieren! Die VdS stand am Rande der Selbstauflösung, als sich schließlich, nach einer „Zigarettenpause“ [7] Dr. Fiedrich Frevert und Adolph Kunert anboten, die Posten des Vorsitzenden und Geschäftsführers kommissarisch zu übernehmen. Man beschloss, den (vergünstigten) Bezug von SuW in den Mitgliedsbeitrag einzuschließen, der dadurch erneut deutlich anstieg! Um die Führungsprobleme zu lösen, wurde (zum ersten und bislang einzigen Mal in der Vereinsgeschichte) für Mai 1970 eine außerordentliche Mitgliederversammlung nach Frankfurt einberufen. Der provisorische Vorstand wurde dort bestätigt [8]. Man beschloss, die VdS-Nachrichten völlig zugunsten von 4 Seiten in SuW aufzugeben (ab SuW 7-8/1970). Es gab Austritte mit der Begründung, die VdS hätte mit durch die Verschmelzung mit SuW ihre Eigenständigkeit aufgegeben. Fakt ist, dass sie sich ihres Kommunikationsmediums beraubte; einen Einfluss auf die Gestaltung von SuW gav es umgekehrt nicht. Gleichzeitig fanden auch die DDR-Mitgliedschaften ihr Ende. Sie waren, nachdem der DDR-Kulturbund 1960 einen eigenen „Zentralen Fachausschuss Astronomie“ einrichtete, zunächst beitragsfrei weitergeführt worden.

Generationskonflikte

Es dauerte fast 10 Jahre, bis der Mitgliederstand von 1965 wieder erreicht wurde. 1978 feierte man „Silberhochzeit“ [3]. Die Freude wurde allerdings durch einen Rückgang der Mitgliederzahl getrübt. Vielleicht war man der „Ära Frevert“ langsam überdrüssig (Darmstadt 1977 brachte die vierte Wiederwahl). Außer über einige Studienfahrten und Aktivitäten von Arbeitskreisen gab es zum Jubiläum nicht viel Neues zu berichten. Die VdS drohte langsam zu überaltern; Jugendaktivitäten blieben die Ausnahme. 1979 erfolgte ein Wechsel im Vorsitz zu Dr. Klaus Güssow, der bis 1987 im Amt blieb. Das brachte leider keine Verjüngung. Überhaupt wollte sich eine positive Entwicklung nicht einstellen. Ganz im Gegenteil: Es gab eine Phase heftiger interner Auseinandersetzungen um die Zukunft des Vereins. Ein Beispiel war die Diskussion um die VdS-Feriensternwarte. Die Kandidaten waren das italienische Orbetello (Toskana) und das südfranzösische Aniane. Auf der 16. Mitgliederversammlung in Heppenheim 1983 kam es zum Eklat, als Klaus Güssow den italienischen Standort „durchboxen“ wollte [9], der von Francesco Presenti ins Spiel gebracht worden war. Letzterer sorgte 1989 auf der Mitgliederversammlung in Berlin nochmals für großem Wirbel [10].

Zwei „Altmeister“ beim Besuch der Sternwarte Burgsolms, VdS-Tagung Wetzlar 1985. (Bild: H. Kerner)

Von einer jungen Riege vorgeschlagene Neuerungen mussten mühsam erkämpft werden. Fachgruppen wurden gegründet und demonstrierten Eigenständigkeit. Typische Generationenkonflikte waren vorprogrammiert: Die konservative alte Garde zeigte sich resistent gegen progressive „Experimente“. Die 18. Mitgliederversammlung, 1987 in Bochum, brachte endlich die ersehnte Verjüngung [11]. Der neue Vorstand unter Dr. Werner E. Celnik (Durchschnittsalter unter 40) konnte endlich neue Ideen konfliktfrei umsetzen: ein einheitliches Erscheinungsbild (Logo, Faltblatt, Infomappe), ein Infostand für Tagungen und Ausstellungen, viele von der VdS selbst ausgerichtet oder unterstützt, Anzeigenkampagnen und vieles mehr. Prompt schnellte die Mitgliederzahl – ein guter Indikator für das Ansehen eines Vereins – nach oben und überschritt bereits 1990 die Marke von 2000. Die Zusammenarbeit mit SuW war – insbesondere durch Doppelfunktionen von Vorstandsmitgliedern – sehr fruchtbar. Für viele Fachgruppen (die Zahl stieg bis 1993 auf 19) war SuW das primäre Publikationsmedium.

VdS-Tagung 1989 in der Wilhelm-Foerster-Sternwarte Berlin: Am Stand des später leider viel zu früh gestorbenen Dieter Lichtenknecker wird heiß diskutiert. (Bild: H. G. Weber)

Die amateurastronomische Wiedervereinigung

In diese Zeit fiel auch ein einschneidendes Ereignis: die „Wende“ am 9. November 1989 und die nachfolgende Wiedervereinigung. Damit waren auch die astronomischen Arbeitskreise des DDR-Kulturbundes aufgelöst. Die VdS war gut beraten, das hohe Niveau der DDR-Astronomie zu erhalten und zu nutzen, ohne dass eine „Vereinnahmung“ herauskam. Eine enorme Aufgabe, die nur mit viel Fingerspitzengefühl zu lösen war. Dieser Prozess verlief nicht reibungsfrei, trotzdem wurden die Weichen richtig gestellt. Ein sichtbares Zeichen war am 21. Juni 1992 die Vertragsunterzeichnung für die VdS-Feriensternwarte in Kirchheim bei Erfurt, die von der Volkssternwarte Kirchheim e.V. unter der Leitung von Dr. Jürgen Schulz betrieben wird [12]. Damit war das leidige Thema Feriensternwarte endgültig vom Tisch. VdS-Mitglieder können seitdem die verkehrstechnisch günstig gelegene und ausgezeichnet ausgestattete Sternwarte für ihre Beobachtungen nutzen.

20. Juni 1992: Der Vertrag zwischen der VdS und der Volkssternwarte Kirchheim ist besiegelt. Von links nach rechts: Jürgen Schulz, Otto Guthier, Werner E. Celnik. (Bild: P. Völker)

Im März 1992 gab Dr. Werner E. Celnik sein Amt als Vorsitzender auf. Die Gründe dafür lagen nicht im Verein, dessen Leitung er in schwieriger Zeit übernommen hatte. Otto Guthier führte die VdS kommissarisch bis zur Mitgliederversammlung 1993, die erstmals in den neuen Bundesländern stattfand. In Schneeberg im Erzgebirge [13] wurde er zum (mittlerweile sechsten) Vorsitzenden gewählt. Dort änderte man die Satzung, um die Mitgliedsbeiträge von SuW entkoppeln zu können. Nun war eine VdS-Mitgliedschaft auch ohne SuW-Abonnement möglich. Gleichzeitig wurde ein „Newsletter“ auf den Weg gebracht.

Im gleichen Jahr wurde der VdS-Pressedienst und 1994 das „Infotelefon“ eingerichtet; die Betreuung übernahm Jost Jahn. Er ahnte wohl nicht, dass im Juli seine Leitung durch 180 Anrufe heißlaufen würde – Anlass war der Jupiter-Crash von Shoemaker-Levy 9. Weitere mediale Großereignisse waren Hyakutake (1996), Hale-Bopp (1997) und natürlich die Sonnenfinsternis 1999.

Um etwas mehr über neue Mitglieder zu erfahren, fand 1995 eine Fragebogenaktion statt [14]. Besonders die Arbeit der Fachgruppen wurde gelobt. Es zeigte sich auch, dass trotz der Veränderungen im Verhältnis zu SuW diese Zeitschrift nach wie vor hoch im Kurs stand und einen Beitrittsgrund darstellte. 1996 ging die VdS „online“. Inzwischen hatten auch einige Fachgruppen den Weg ins Internet gefunden. Der persönliche Kontakt wurde damit aber nicht überflüssig: Man traf sich auf VdS-Tagungen und Regionalkonferenzen.

Brainstorming: das VdS-Journal wird geboren

Um die Weichen für die nächsten 10 Jahre zu stellen, veranstaltete die VdS im März 1995 mit ausgesuchten „Köpfen“ ein Brainstorming. Das Strategiekonzept „VdS 2005“ wurde entwickelt [15] und im gleichen Jahr auf der Mitgliederversammlung in Heppenheim vorgestellt [16]. Die wichtigste Forderung war, eine eigene Informationsschrift für die Mitglieder herauszugeben – als deutlicher Schritt zu mehr Eigenständigkeit. Nach langen Jahren in SuW (ab 1994 schrumpfte die VdS-Rubrik zu „Nachrichten für Sternfreunde“) suchte die VdS also wieder nach einer eigenen Identität in der Medienlandschaft. Das Produkt hieß „Journal 1997 – Mitteilungsschrift der VdS“ und wurde im Herbst 1997 auf der 23. Mitgliederversammlung in München präsentiert [17]. Die meisten Mitglieder waren begeistert und man entschied mit großer Mehrheit, das Journal auf den Weg zu bringen. Die weniger begeisterten traten kurzerhand aus, so dass 1997 ein leichter Rückgang der Mitgliederzahl registriert wurde. Das änderte sich aber im nächsten Jahr schlagartig. Die VdS gewann durch das Journal und die damit verbundene Werbung deutlich an Attraktivität – und an Substanz: 1998 brachte mit 299 Eintritten (Austritte bereits berücksichtigt) den größten Zuwachs aller Zeiten! Das 3000. Mitglied konnte begrüßt werden.

Die erste Ausgabe des VdS-Journals von 1997

Es dauerte allerdings länger als ein Jahr bis zur nächsten Ausgabe des Journals im Frühjahr 1999. In dieser Zeit verhandelte man mit „interstellarum“ und „Sternzeit“ über ein Zusammengehen, doch die unterschiedlichen Vorstellungen ließen sich nicht unter einen Hut bringen. Die VdS entwickelte ihr eigenes „Journal für Astronomie“ – heute kurz „VdS-Journal“ genannt [18]. Das entscheidende Treffen fand, unter Beteiligung aller VdS-Fachgruppen, im März 1998 auf der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim statt. Die Produktionszyklen wurden immer kürzer – und die Arbeit für die Redaktion wuchs, bis 2002 drei Ausgaben pro Jahr erschienen. Das derzeitige Team, bestehend aus Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier. Wolfgang Steinicke und Dr. Axel Thomas führt einen stetigen Kampf mit der Flut von Beiträgen: Damit das Heft nicht aus allen Nähten platzt, müssen fortwährend Artikel verschoben werden. Das Journal ist „Mitgliederdroge“ schlechthin – und schon fragen viele: wann kommt das vierte Heft?

Noch ein Nachtrag zu Heppenheim: Mit Dr. Livia Cordis fand hier die erste Frau den Weg in den Vorstand, 1997 „abgelöst“ durch Silvia Otto. Ausnahmen bestätigen die „Regel“: Leider war und ist die VdS ein „Herrenclub“, liegt doch der Anteil weiblicher Mitglieder hartnäckig unter 5%! Weniger Sorgen muss man sich um die Jugend machen. Die VdS-Jugendgruppe veranstaltete 1996, unter der Leitung von Uwe Reimann, ein erstes Sommerlager am Niederrhein; weitere folgten, wie z.B. Violau (1999) und das „Astronomische Sommerlager“ (ASL).

München und die Folgen

In München beschloss die VdS auch eine neue Satzung. Ein „geschäftsführender Vorstand“, bestehend aus dem Vorsitzendem, dem Schriftführer und dem Schatzmeister, wurde eingerichtet. Darüber hinaus gibt es weitere vier gewählte Vorstandsmitglieder und bis zu vier vom Vorstand bestimmte (kooptierte) Vereinsmitglieder für besondere Aufgaben. Nach dem Ausscheiden von Michael Möller als Geschäftsführer wurde die Geschäftsstelle Ende 1997 nach Heppenheim (O. Guthier) verlegt, ein Jahr später begann Charlotte Wehking dort ihre Arbeit. Sie unterstützte und erweiterte die Arbeit von Hildegard Plötz, die das „VdS-Sekretariat“ in Haar bei München ununterbrochen seit über 35 Jahren (!) führt – ein „Urgestein“ der VdS-Geschichte.

1997 war in vielerlei Hinsicht ein erfolgreiches Jahr: die sehr gut besuchte Münchener Tagung, eine neue Satzung und eine neue Zeitschrift. Seit 1998 kann zusätzlich zu SuW auch der „Star Observer“ (in der bereits ab 1996 eine VdS-Rubrik eingerichtet war) für Mitglieder vergünstigt bezogen werden. Im gleichen Jahr bekam die VdS-Internetseite eine neue Domain (www.vds-astro.de) und es erschien eine 32-seitige VdS-Imagebroschüre mit einer Gesamtauflage von 5000 Exemplaren. Auf der VdS-Sternwarte in Kirchheim finden regelmäßig Treffen der Fachgruppenreferenten wie auch einzelner Fachgruppen statt. Diese haben sich zur wichtigsten Stütze der Vereinsarbeit entwickelt, und sie liefern einen Großteil der Beiträge für das VdS-Journal. So enthält jedes Heft ein meist von einer Fachgruppe gestaltetes Schwerpunktthema.

Die VdS-Fachgruppenreferenten, aufgenommen anlässlich des gemeinsamen Treffens der Fachgruppenreferenten, Fachgruppenredakteure und Vorstandsmitglieder am 21. Juni 2003 in der Starkenburg-Sternwarte Heppenheim. (Foto: J. Jahn)

1999 war das Jahr der Sonnenfinsternis: Der 11. August wurde zum Großkampftag. Die VdS verteilte 275.000 Flyer (!), gab Pressekonferenzen und Interviews [19]. Die letzte Mitgliederversammlung vor der Jahrtausendwende fand im Oktober in Duisburg statt [20]. Hier wurde die neu geschaffene VdS-Medaille [21] erstmals an Michael Jäger vergeben. Die weiteren Preisträger sind: Walter Kutschera, Wolfgang Lille und Bernd Flach-Wilken.

Das neue Jahrtausend

Es begann mit einer großen Fragebogenaktion, die zeigte, dass die Arbeit des Vorstands wie auch das VdS-Journal auf große Zustimmung stößt [22]. Bestnoten für die VdS! Im Juni 2002 wurde ein zweites Brainstorming veranstaltet [23]. Heraus kam, dass die VdS sich intensiv um Anfänger und Jugendliche kümmern will. Ferner soll die Internetpräsenz verstärkt und insbesondere die Kooperation mit dem erfolgreichen Team von astronomie.de intensiviert werden. Die Fachgruppen sollen ein einheitliches Image bekommen, sowohl im Internet als auch in der Präsentation auf Veranstaltungen. Ziel ist eine „Corporate Identity“, dies betrifft: VdS-Stand, Werbematerialien, Internet-Auftritt, Darstellung der Fachgruppen und natürlich das VdS-Journal.

Im Oktober 2001 fand die 25. Mitgliederversammlung in Frankfurt statt; leider im Vergleich zu München deutlich schlechter besucht [24]. Der frühere Geschäftsführer Günter D. Roth wurde zum Ehrenmitglied erklärt; weitere (lebende) Ehrenmitglieder sind Edgar Mädlow, Hans Oberndorfer und Dr. Karl Schaifers. Mit Hans-Joachim Bode, Jost Jahn und Uwe Reimann schieden gleich drei Vorstandsmitglieder aus. Neu hinzu kamen Oliver Jahreis (zuständig für die Jugend), Wolfgang Steinicke, schon vorher in der Journalredaktion tätig und nun auch VdS-Pressereferent, und Thomas Keßler als Schatzmeister [25]. Dieser hat in erstaunlich kurzer Zeit das VdS-Finanzwesen durch Umstellung auf EDV wesentlich verbessert und damit die Geschäftsstelle spürbar entlastet.

Bei Vorstandssitzungen (hier Lüneburg 2003) wird auch moderne Technik genutzt: Schatzmeister Thomas Keßler erläutert Statistiken am Laptop, der Vorsitzende Otto Guthier (links) und Schriftführer Werner E. Celnik schauen gebannt zu. (Bild: J. Jahn)

2002 konnte das 4000. Mitglied begrüßt werden. Leider pendelt seitdem die Mitgliederzahl durch Ein- und Austritte um diese Marke. Aufgrund einer aktuellen Statistik der Austrittsgründe ist wohl die schlechte Konjunktur der entscheidende Faktor. Wir erwarten aber mittelfristig ein Wachstum. Ob allerdings das im Strategiekonzept „VdS 2005“ genannte Ziel von 10.000 Mitgliedern bis zum Jahr 2005 erreicht werden wird, ist wohl eher unwahrscheinlich.

Ein von der VdS ins Leben gerufenes Ereignis lässt aber besonders hoffen: der erste deutsche Astronomietag am 23. August 2003! Dafür wird viel Aufwand getrieben, und die Zeichen – auch am Himmel im Form von Mars – stehen gut. Wir hoffen, dass sich daraus eine feste Einrichtung entwickelt, die VdS davon profitiert und an Popularität gewinnt.

Als fruchtbar dürfte sich auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Magazin „Astronomie Heute“ das Spektrum-Verlags entwickeln, der auch SuW herausgibt. VdS-Mitglieder können es vergünstigt beziehen. Es werden Anzeigen ausgetauscht und VdS-Beiträge publiziert. Gut ist das Verhältnis zum Kosmos-Verlag. Rechtzeitig zum 50-jährigen wird hier das „VdS-Jahrbuch“ erscheinen, das allen Mitgliedern als Präsent gleichzeitig mit dieser Ausgabe des Journals überreicht wird. Auch Neumitglieder werden zukünftig damit bedacht; eine Tradition, die mit dem Kosmos-Buch „Welcher Stern ist das“ begonnen wurde, das 300-mal verschickt wurde.

Viele alte Zöpfe wurden in 50 Jahren abgeschnitten, einige haben überlebt. So etwa das Schnellzirkular, das sich, nach einigen Jahren der Abstinenz trotz neuer Medien, großer Beliebtheit erfreut. Neue Ideen wurden realisiert, Kreativität und Engagement sind ungebrochen. Die VdS bietet heute einen umfangreichen Katalog von Leistungen. Sie umfasst alle Bereiche der Amateurastronomie, beantwortet Fragen, dient der Kommunikation und fördert aktiv Kontakte. Eines ist dabei aber immer zu bedenken: Alles wird (von wenigen) ehrenamtlich geleistet – fragt sich, wie lange das noch gut geht? Das Ergebnis des Brainstormings 2002 ist jedenfalls ohne eine umfassende Strukturreform kaum umsetzbar.

Literaturangaben

[1] Dahlkamp, V.: „Gründung einer ‚Vereinigung der Sternfreunde‘“. Die Sterne 29, 232 (1953); und im gleichen Heft (S. 233): Hilde, G.: „Die Berliner Tagung der Sternfreunde vom 8. bis 11. August 1953“.

[2] Roth, G. D.: „Das ist die Geschichte der ‚Vereinigung der Sternfreunde‘ (VdS)“. SuW 7-8/1963, 183

[3] Roth, G. D.: „20 Jahre ‚Vereinigung der Sternfreunde‘“. SuW 1/1978, 4

[4] Celnik, W. E.; Mädlow, E.; Völker, P.: „35 Jahre Vereinigung der Sternfreunde“. SuW 7-8/1988, 480

[5] Völker, P.: „40 Jahre VdS“. SuW 10/1993, 728

[6] Roth, G. D.: „Die VdS-Tagung in München, 17. bis 19. September 1965“. Die Sterne 42, 76 (1966)

[7] Fricke, B.: „Die Berliner VdS-Tagung 1969“. VdS-Nachrichten 18, 162 (1969) [in: SuW 12/1969]

[8] Baumann, H.: „Die Vereinigung der Sternfreunde tagte in Frankfurt“. VdS-Nachrichten 19, 61 (1970) [in: SuW 6/1970]

[9] Oberndorfer, H.: „16. Tagung und Mitgliederversammlung der VdS in Heppenheim“. SuW 12/1983, 614

[10] Schwamborn, F.: „19. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung in Berlin“. SuW 12/1989, 752

[11] Jahn. J.: „18. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung in Bochum“. SuW 1/1988, 56

[12] Guthier, O.; Bußjäger, G.: „Die VdS-Sternwarte in Kirchheim“. SuW 4/1992, 268

[13] Breitschneider, H.; Reinsch, K.: „Die 21. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung in Schneeberg“. SuW 4/1994, 323

[14] Riepe, P.: „Befragung neuer VdS-Mitglieder“. SuW 8-9/1996, 690

[15] Celnik, W. E.: „VdS 2005 – Das VdS-Strategie-Konzept“. VdS-Journal 1997, 10

[16] Möller, M.: „22. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung in Heppenheim“. SuW 3/1996, 236

[17] Guthier, O.: „23. VdS-Tagung in München“. SuW 12/1997, 1099; siehe auch VdS-Journal 1999, 4

[18] Guthier, O.; Celnik, W. E.: „Fünf Jahre VdS-Journal für Astronomie“. SuW 5/2003, 88

[19] Völker, P.; Hilz, R.: „Die Aktivitäten der VdS anlässlich der Sonnenfinsternis am 11.8.1999“. VdS-Journal Winter 2000, 111

[20] Celnik, W. E.: „24. ordentliche Mitgliederversammlung der ‚Vereinigung der Sternfreunde e.V.‘“. VdS-Journal Sommer 2000, 120

[21] Celnik, W. E.; Jahn, J.: „VdS-Medaille“. VdS-Journal 1999, 7

[22] Guthier, O.; Steinicke, W.: „Ergebnisse der VdS-Mitgliederbefragung“. VdS-Journal 10, 125 (2003)

[23] Otto, S.; Celnik, W. E.: „Visionen für die Zukunft der VdS“. VdS-Journal 11, 142 (2003)

[24] Guthier, O.: „Frankfurter Astronomietag vom 5. bis 7. Oktober 2001 und 25. ordentliche Mitgliederversammlung der VdS“. VdS-Journal Winter 2001, 116

[25] „Der Vorstand stellt sich vor“. VdS-Journal 9, II/2002, 142