Meteorstrom der Tau Herculiden am 30./31. Mai: die Erde durchquert einen Streifen Kometenmaterial

In der Nacht vom 30. zum 31. Mai 2022 wird die Erde einen Bereich mit Staubpartikeln des Kometen Schwassmann-Wachmann 3 passieren – Beobachter können dann Meteore in dichter Folge sehen. Die erwartete Rate reicht von wenigen Meteoren pro Stunde bis zu Sternschnuppen im Minutentakt oder schneller. Der dichteste Teil wird am 31. Mai gegen 7 Uhr MESZ erwartet, doch auch für die Stunden davor zeigen die Modellrechnungen Streifen mit erhöhter Dichte. Beobachter der VdS-Fachgruppe Meteore/Arbeitskreis Meteore e.V. werden dieses besondere Ereignis von verschiedenen Orten verfolgen, um die Ausdehnung und Zusammensetzung der Wolke aus Kometenstaub während des gesamten Durchganges zu erfassen. Dazu finden Beobachtungen in Deutschland, auf den Kanaren und in den USA statt.

Beobachter in Deutschland können in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 2022 nach relativ langsam fliegenden Meteoren Ausschau halten. Ein Platz ohne störende Lichtquellen ist angeraten. Die Meteore können praktisch überall am Himmel aufleuchten. Wenn man ihre Spur zurückverlängert, sollten sie von einer Region westlich (rechts) vom Sternbild Bootes (Bärenhüter) mit dem hellen Stern Arktur herkommen. Dieser befindet sich nach Mitternacht hoch am Südwesthimmel. Wie viele Sternschnuppen tatsächlich sichtbar werden, ist nicht sicher – deshalb wollen wir das Ereignis dokumentieren.

Der kurzperiodische Komet 73P/Schwassmann-Wachmann 3 wurde 1930 entdeckt und ist Ende 1995 in mehrere Fragmente zerfallen. Danach wurden frische und dichte Staubschweife beobachtet. Diese Teilchen verteilen sich in der Folge über einen längeren Bereich, sodass sie auch die Erdbahn erreichen. Durch die jetzigen Beobachtungen sollen Informationen über die Freisetzung des Staubes aus dem Kometen sowie über die Geschwindigkeit beim Verteilen des Materials gewonnen werden. Dazu werden die Dichte, Größenverteilung sowie Orbits einzelner Meteorpartikel aufgezeichnet. Ab dem 29. Mai kann die Aktivität der Tau Herculiden live verfolgt werden: MeteorFlux 2.1 RT

Zusammen mit Daten anderer Beobachter soll daraus ein Gesamtbild entwickelt werden: Wie viel Staub kommt aus frischen Kometen-Bruchflächen? Wie schnell verlassen diese Teilchen den Kometen? Sind darunter auch größere Brocken oder nur kleine Staubpartikel?

Jürgen Rendtel,  Sirko Molau, AK Meteore e.V.