15. Februar: ein rasanter Abend mit Kleinplanet

15. Februar 2013 - VdS

Der nur gut 50 Meter kleine Himmelskörper wurde vor rund einem Jahr, am 23. Februar 2012, vom La Sagra Sky Survey entdeckt. Das Objekt befand sich damals im Bootes, war knapp 5 Mio. km weit entfernt und nur 19 mag schwach. In einer Stunde legte 2012 DA14 damals 9 Bogenminuten am Himmel zurück, immerhin ein Drittel des Vollmonddurchmesser und genug, um von den Profis sofort als potenziell erdnahes Objekt eingestuft zu werden.

Seine Bahn führt den Kleinkörper in 368 Tagen einmal um die Sonne und dann auch wieder vorbei an der Erde, da unser Planet für einen Sonnenumlauf 365,25 Tage benötigt. Und diese Passage hat es in sich: Der Asteroid wird so nah an der Erde vorbeiziehen, dass sich seine Bahn durch die Anziehungskraft der Erde deutlich verändert. Er macht gewissermaßen ein „Swing-by-Manöver“, wie es für interplanetare Raumsonden absichtlich genutzt wird, um den Kurs der Sonde zu verändern und ihre Geschwindigkeit zu erhöhen. Dabei durchquert er mit einer Geschwindigkeit von 7,8 km/s die Bahnebene der geostationären Satelliten und wird der Erdoberfläche um 20:24 MEZ bis auf 27.700 km nahe kommen.

Die Beobachtungsbedingungen für Deutschland und Mitteleuropa sind recht günstig: Der Aufgang des Kleinplaneten erfolgt für die Mitte Deutschlands um 20:45 Uhr. Der Asteroid rast aus dem Süden heran, taucht über dem östlichen Horizont im Sternbild Jungfrau auf und zieht nur eine halbe Stunde später durch das Haar der Berenike, gefolgt von den Jagdhunden. Gegen 22:30 Uhr wird er die Deichsel des Großen Wagens kreuzen. Die Bahn führt 2012 DA14 dabei steil nach Norden; in Deklination wohlgemerkt, relativ zum Horizont führt sein Weg schräg von rechts unten nach links oben.

Sobald der Asteroid über den Horizont tritt, ist auch schon seine maximale Helligkeit erreicht, er ist dann 7,6 mag hell. Eine Stunde später, um 21:45 Uhr, beträgt die Helligkeit noch 8,3 mag, und um 22:45 Uhr 9,5 mag. Zumindest in der ersten „Halbzeit“ wird man das Objekt mit dem Feldstecher recht einfach sehen können, etwas komfortabler wird die Beobachtung mit einem kleinen Refraktor bei niedriger Vergrößerung auf einem Stativ ausfallen. Die Geschwindigkeit des Lichtpunkts beträgt beim Aufgang sagenhafte 46 Bogenminuten pro Minute, also deutlich mehr als den Monddurchmesser. Um 21:45 sind es noch 28 Bogenminuten pro Minute, und um 22:45 ist der Kleinplanet mit 14 Bogenminuten pro Minute immer noch ein Raser.

Das Aufsuchen des Objekts bringt mehrere Schwierigkeiten mit sich. Bedingt durch die Erdnähe ergibt sich eine deutliche Parallaxe, je nach Standort wird man den Asteroiden relativ zu den Sternen an einem anderen Ort finden. Der Positionsunterschied macht innerhalb Deutschlands bis zu ein Grad aus. Zweitens muss man den Ort des Objekts zu gegebener Uhrzeit genau kennen, denn wie oben beschrieben kommt ein weiteres Grad Abweichung in durchschnittlich zwei Minuten hinzu. Das klingt nach einer schönen und einfachen Aufgabe für jedes Sternkartenprogramm. Doch hier wird man enttäuscht, denn aufgrund der Erdnähe verändert sich die Bahn von 2012 DA14 so stark, dass keines der bekannten Planetariumsprogramme in der Lage ist, dessen Position an diesem Abend auch nur annähernd genau anzuzeigen.

So bleibt nur der Griff nach den Werkzeugen der Profis, in diesem Fall dem Ephemeridenrecher des Minor Planet Center („Kleinplanetenzentrum“) in den USA, auf dessen Website man sich unter Eingabe der lokalen Koordinaten die exakten Positionen des Kleinplaneten anzeigen lassen kann:

http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html

Damit sich nun nicht jeder dort die Daten herunterladen und sie dann in eigene Sternkarten eintragen muss, stellen wir Ihnen ein ganzes Paket an Koordinaten (aus dieser Quelle) und Aufsuchkarten (erzeugt mit der Software „The Sky 6“) zur Verfügung, die Sie sich unter folgendem Link herunterladen können: Koordinaten und Karten für 2012 DA14 Für den Durchschnittsbeobachter wird die Übersichtskarte („2012DA14_Uebersicht.pdf“) ausreichend sein. Wer es genauer mag, der findet für einige Städte in Mitteleuropa exakte Aufsuchkarten samt den zugehörigen Ephemeriden. Am besten sucht man eine Position fünf oder zehn Minuten in der Zukunft aus, stellt das entsprechende Sternfeld ein und wartet dann, bis der Kleinplanet das Gesichtsfeld durchläuft.

Für Nutzer größerer Teleskope auf parallaktischer Montierung und Astrofotografen stellt sich die Situation noch einmal anspruchsvoller dar. Man sollte eine möglichst geringe Vergrößerung bzw. kurze Brennweite benutzen, denn je kleiner das Bildfeld ist, desto geringer wird die Trefferwahrscheinlichkeit. Für Fotos eignen sich leichte Teleobjektive von 100 bis 200 mm am besten, hier wird man mit einigen Sekunden bis Minuten Belichtungszeit eine deutliche Strichspur des Objekts aufnehmen können. Wer den Kleinplaneten punktförmig abbilden möchte, kann bei längeren Brennweiten (1000 bis 2000 mm) nur ca. 1/30 Sekunde lang belichten oder muss auf das Objekt indirekt nachführen. Immerhin: Die Bewegung führt den Kleinplaneten fast exakt nach Norden, so dass man überwiegend in Deklination nachführen muss.

Viel Erfolg bei der Beobachtung und allen einen klaren Himmel zu diesem besonderen Ereignis!