Frühlings-Sternschnuppen in dunkler Nacht

6. April 2020 - Sven Melchert
Die Sternschnuppen der Lyriden scheinen dem Sternbild Leier zu entspringen. Ihr Ausstrahlungspunkt wird „Radiant“ genannt – er befindet sich in der zweiten Nachthälfte über dem östlichen Horizont, nahe dem hellen Stern Wega

Die Sternschnuppen der Lyriden scheinen dem Sternbild Leier zu entspringen. Ihr Ausstrahlungspunkt wird „Radiant“ genannt – er befindet sich in der zweiten Nachthälfte über dem östlichen Horizont, nahe dem hellen Stern Wega

Wenn in der Nacht vom 21. auf den 22. April die Sternschnuppen der Lyriden auftauchen, können sich Hobbyastronomen in diesem Jahr über einen dunklen Himmel freuen. Denn nur zwei Tage später ist Neumond, so dass unser Trabant den Nachthimmel nicht aufhellt und auch schwächere Sternschnuppen zu sehen sein werden.

Die Lyriden wurden nach dem Sternbilder Leier (lat.: Lyra) benannt, dem sie zu entspringen scheinen. Doch das ist nur ein perspektivischer Effekt wie bei einer Autofahrt durch Schneegestöber. Auf ihrer Reise um die Sonne kreuzt die Erde zu dieser Zeit Reste des im Jahr 1861 entdeckten Kometen Thatcher. Die kleinen Teilchen auf der Kometenbahn kollidieren mit rund 50 Kilometern pro Sekunde (das sind 180.000 km/h) mit der Erdatmosphäre, werden stark erhitzt und bringen die sie umgebende Luft zum Leuchten – wir sehen eine Sternschnuppe, die schnell über den Himmel huscht.

Die Leier ist ein kleines Sternbild, aber ihr Hauptstern Wega ist der hellste am nördlichen Sternhimmel. Vier blasse Sterne bilden eine rautenförmige Figur, dazu kommt rechts oben die strahlende Wega. Im Jahreslauf gilt die Leier als Sommersternbild, daher kann man sie im April erst in den späten Abendstunden bis zum Morgen sehen. Von Nordosten her steigt das Sternbild auf und steht bis zum Beginn des Morgengrauens hoch über dem südöstlichen Horizont. Somit tauchen auch die Sternschnuppen der Lyriden erst spät am Abend oder nach Mitternacht auf – man schaut dazu am besten nach Osten.

Üblicherweise sind pro Stunde rund 20 Sternschnuppen der Lyriden zu sehen, das ist immerhin eine alle drei Minuten. Nach Angaben von Astronomen ist in diesem Jahr nicht mit einem verstärkten Aufkommen zu rechnen, doch die nahe Neumondnacht wird viele Nachtschwärmer dazu verleiten, nach den Lyriden Ausschau zu halten. Um besonders viele Sternschnuppen zu sehen, sollte man einen dunklen Beobachtungsort aufsuchen, denn die allgegenwärtige Lichtverschmutzung in größeren Ansiedlungen hellt den Himmel leider zu sehr auf.

Wer lange durchhält oder früh aufsteht, kann in diesem Jahr sogar noch die Planeten Jupiter und Saturn tief über dem südöstlichen Himmel sehen.