Asteroid (994) Otthild bedeckt Mehrfachsystem 38 Lyncis

5. Januar 2023 - Oliver Klös

Die International Occultation Timing Association / European Section (IOTA/ES) (VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen) ruft euch zur Beobachtung der hellsten Sternbedeckung durch einen Asteroiden über Deutschland im Jahr 2023 auf.

 Am 12. Januar gegen 21:20 MEZ bedeckt der Kleinplanet des Hauptgürtels (994) Otthild den 3,9 mag hellen Stern 38 Lyncis (HIP 45668). Der Zielstern im Sternbild Luchs ist ein Mehrfachsystem, bei dem die helle A-Komponente über Deutschland bedeckt wird. Die schwächere B-Komponente mit 6,0 mag steht in einem Abstand von nur ca. 2,6 Bogensekunden und einem Positionswinkel von ca. 222 Grad am Himmel. Zwei weitere Sterne, die zum System gehören, sind weiter entfernt und leuchten nur mit Magnituden von 12,5. Zum Bedeckungszeitpunkt befindet sich der Zielstern in etwa 37 Grad Höhe am nordöstlichen Himmel. Der Mond stört uns nicht, er steht noch unter dem Horizont.

Die kombinierte Helligkeit von Stern und Asteroid steigt kurz vor der Bedeckung geringfügig auf ca. 3,7 mag an. Im Falle einer Bedeckung wird für maximal 2,1 Sekunden die helle A-Komponente ausgeblendet und wir können mit einem Teleskop oder Fernglas einen kurzen Blick auf die schwache B-Komponente werfen. Mit dem bloßen Auge beobachtet, verschwindet 38 Lyncis kurzzeitig vom Himmel.

Der Bedeckungspfad

Pfadkarte der Sternbedeckung durch (994) Otthild am 12. Januar 2023. Der Schatten des Asteroiden überquert von Ost nach West den Norden Deutschlands. Die Karte wurde erstellt mit Dave Heralds Occult V4.2022.12.29 auf der Basis von Daten von JPL Horizons und Gaia EDR3 (ESA).

Pfadkarte der Sternbedeckung durch (994) Otthild am 12. Januar 2023. Der Schatten des Asteroiden überquert von Ost nach West den Norden Deutschlands. Die Karte wurde erstellt mit Dave Heralds Occult V4.2022.12.29 auf der Basis von Daten von JPL Horizons und Gaia EDR3 (ESA).

Der ca. 26 Kilometer breite Schatten erreicht von Osten kommend den deutschsprachigen Raum in der Nähe von Peenemünde gegen 21:20 MEZ. In etwas mehr als 30 Sekunden überquert er Deutschland nach Westen. Bei Kleve verlässt der Schatten den deutschen Boden. Allerdings sind Fehler in der astrometrischen Position des hellen Sterns bei der Pfadberechnung nicht zu unterschätzen und die einzelnen Vorhersagen weichen in der Lage des Pfads um mehrere Kilometer voneinander ab. Daher sollten alle Beobachtungsstationen, auch in den Fehlergrenzen und darüber hinaus, ihr Glück versuchen. Die vorausberechneten Pfadkarten mit Zoomfunktion sind in der Occult Watcher Cloud aufrufbar:

https://cloud.occultwatcher.net/event/741-994-132015-650306-G50607

und

https://cloud.occultwatcher.net/event/741-994-132015-650306-H45688

Eine ähnliche helle Sternbedeckung über Deutschland gab es zuletzt im Juli 2010 durch den Asteroiden (472) Roma. Damals meldeten mehr als 200 Stationen in ganz Europa ihre Beobachtungen.

Mit bloßem Auge beobachtbare Sternbedeckungen sind selten und ihr solltet euch das Erlebnis einer „Sternfinsternis“ nicht entgehen lassen.

Seit diesem Jahr übernimmt die IOTA/ES die Erfassung und Auswertung der Beobachtungen von Sternbedeckungen durch Asteroiden in Europa. Dazu wurde die Dateband SODIS (Stellar Occultation Data Input System) geschaffen. Wie ihr dort euren Beobachtungsbericht melden könnt, findet ihr hier: https://www.iota-es.de/sodis/sodis_docu.html

Gerne helfen wir natürlich bei der Erstellung eures Berichtes.

IOTA/ES – Anleitungen zur Beobachtung: https://www.iota-es.de/guidelines.html

Aktuelle Vorhersage von Steve Preston, IOTA: https://www.asteroidoccultation.com/2023_01/0112_994_83662.htm

Messungen der Sternbedeckung durch (472) Roma im Juli 2010: https://www.euraster.net/results/2010/index.html#0708-472