Veränderung eines Doppelsterns in kurzer Zeit sehen: 44 Bootis
Liebe Sternfreunde,
ich hole diesen Beobachtungshinweis mal wieder an die Oberfläche. Gestern habe ich den Doppelstern in meinem 12-cm-Refraktor angesehen:
Um die beiden Sterne zu erkenne, muss man hoch vergrößern. Dann erkennt man dass die Stern keine Punkte, sondern feine Schieben sind, die sog. Airy-Scheiben. Bei 300x war 44 Boo auf den ersten Blick als länglich zu erkennen. Genaues Hinschauen zeigte eine kleine Einbuchtung und auch, dass der südliche Stern etwas heller ist (5m2 gegen 6m1). Die Distanz beträgt etwa 0,8 Bogensekunden. Das ist unterhalb der Auflösungsgrenze eines Fünfzöllers, aber wenn man die Airy-Scheiben genau betrachtet, dann erkennt man bedeutend enger stehende Doppelsterne.
Wichtig ist, dass das Instrument gut kollimiert ist und dei Sterne ncht „von Anfang an“ länglich erscheinen. 44 Boo ändert seine Distanz schnell, lest noch mal den Beitrag aus de dem vorigen Jahr.
Euer Uwe Pilz
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Ich erinnere mich noch gut an das Jahr 2005: Damals standen die Komponenten von Porrima = γ Virginis so nahe, dass ich sie mit meinem 12-Zöller gerade so trennen konnte, oder mir das zumindest eingebildet habe 🙂 . Jetzt ist dies ein ganz einfacher Doppelstern mit mehr als 3″ Abstand geworden. In relativ kurzer Zeit konnten wir die Bewegung der Komponente visuell erfassen, ohne Winkelmessung.
Eine ähnliche Chance haben wir jetzt wieder, und zwar an 44 Bootis. Der Stern ist nicht ganz so prachtvoll wie Porrima, seine Helligkeit beträgt 5 mag, man sieht ihn also von einem Landhimmel aus mit dem freien Auge. Aber das ist gar nicht nötig: Dieses Objekt ist ein schönes Beobachtungsziel auch von der Stadt aus, selbst das kleinste Teleskop genügt – dann per Starhopp von β Bootis aus:
Ich habe auf dem ITV nach dem Stern geschaut. In einem sehr gut kollimierten 13-cm-Refraktor konnte ich das zentrale Beugungsscheibchen ganz leicht länglich sehen. Das wird nicht jedem gelingen, und das ist auch nicht so ganz wichtig. Selbst wenn man die Doppelstern-Natur nicht sehen kann: Bald klappt es! Es ist also von Wert, jetzt auch die Nicht-Trennbarkeit zu sehen und zu dokumentieren. Im Moment sind die Komponenten 0″5 getrennt, das Minimum von nur 0″2 liegt schon drei Jahre zurück. Die Komponenten sind nur wenig unterschiedlich, 5m2 und 6m1.
Bereits 2027 ist der Abstand auf 1″ angewachsen, das erkennt man in einem gut zentrierten 4-Zöller bei hoher Vergrößerung als deutlich längliche Beugungsscheibe. Im Jahr 2023 sind es dann 1″5 – nun wirklich kein Problem mehr auch für kleine Instrumente. Das Maximum von über 6″ wird im Jahr 2083 erreicht – nichts mehr für mich.
Ich empfehle, jedes Jahr einmal hinzuschauen. Unsere Fachgruppe Deep Sky hat ihn in der Beobachtungsliste der
Doppelsterne aufgeführt, hier werden auch die Beobachtungen gesammelt:
https://deepsky.vdsastro.de/de/project-double-stars.php
Dort mit strg-F nach 44 Boo suchen.
Euer Uwe Pilz