VdS-Medaille 2006: Hans-Günter Diederich

Otto Guthier (rechts) vom VdS-Vorstand überreicht Hans-Günter Diederich die Urkunde und die VdS-Medaille 2006.

Ich lernte „unseren“ Hans-Günter auf dem 1996er Deepsky-Treffen auf dem Eisenberg kennen in einer Zeit, als sich die Astronomie-Amateurszene kräftig veränderte. Grund dafür war der Siegeszug der CCD-Technik, die Bernd Koch auf der 14. BoHeTa sogar als die „Wunderdroge der 1990er Jahre“ bezeichnete. Fortan musste sich niemand mehr mit der 15. Größenklasse begnügen, Messier und NGC waren gestern, jetzt hatten die Fotoobjekte der Qual meist keine Eigennamen mehr, sondern nur noch Nummern, waren häufig dem UGC oder Sharpless-Katalog entnommen. Und um dem noch die Krone aufzusetzen, musste man dafür nicht mehr auf dem Gornergrat frieren, sondern konnte einfach daheim im Garten „ccdgrafieren“ – einer war sogar so dreist und stellte sein PC-gesteuertes Teleskop direkt am Kölner Flughafen auf und sammelte mehrere Nächte in Folge das Licht ein und des selben schwachen Objektes, mit Erfolg. 21. Größenklasse? Überhaupt kein Problem. Kein Problem? Und ob. Da ist einmal die Qual der Wahl des astrofotografischen Objektes, das nicht „zu langweilig“ ist, und zum andern überblickt fast niemand den Zoo an Möglichkeiten amateurastronomischer Betätigung und findet am Ende nicht mehr aus dem Affenhaus. Wer aber in den letzten zehn Jahren den zahllosen, fast täglichen Tipps von Hans-Günter Diederich vertraut hat, war immer gut beraten. In den einschlägigen Mailinglisten verleitet er zu meist außergewöhnlichen Arbeiten, stellt selten oder von Amateuren noch nie beobachtete Objekte vor, erklärt in verständlichen Worten deren Physik, verrät, wo man die Originalliteratur dazu findet oder zitiert der Einfachheit halber direkt wörtlich daraus, erklärt, warum man z.B. diesen oder jenen Linien-Filter verwenden muss und zeigt am Ende fast immer, wie sein eigenes Ergebnis aussieht. Das ist in der Regel ein kleines SW-Bildchen mit gelber Beschriftung, Kalibrierbalken und Orientierung. Welche professionellen astronomischen Datenbanken gibt es, wie sind sie aufgebaut, wie gelangt man dort hin, wie versteht man die Daten? Wie lassen sich auf einfachem Wege Sternspektren erstellen und wie interpretiert man sie? Was ist der nächste Schritt auf dem Weg, die eigenen Ergebnisse zu verbessern, am Himmel tiefer zu gelangen, welche Informationen benötige ich dafür, welches Equipment? Hans-Günter ist ideenreich, infiziert sein Umfeld buchstäblich, lässt Andere an seinen Erfahrungen teilhaben, selbstverständlich mit dem ihm ureigenen Wortwitz: „Ich konnte die Nova [V4743 Sgr] im Ausbruch und ein Jahr später erneut aufnehmen. Aus beiden Aufnahmen entstand die angehängte „vorher-nachher-Animation“ [das oben erwähnte SW-Bildchen] . Nur zwei Aufnahmen, und schon ist Leben am Himmel, ich meine auf dem Bildschirm ;-)“ . Es gibt Hunderte solcher E-Mails! Mit Hans-Günter ehren wir insbesondere jemanden, der sich um den Nachwuchs bemüht, Einsteigerinnen und Einsteiger in die Hobbyastronomie zu originellen Arbeiten ermutigt und dabei kräftig unterstützt. Ja, es hat in der Tat den Richtigen erwischt. Herzlichen Glückwunsch!